Canon EOS-1 V, 4.0/70-200 mm,
 Kabelauslöser, Spiegelvorauslösung, Aufhellblitz,
Gitzo Carbonstativ G-1348 mit Kirk Kugelkopf BH-2, Fujichrome Provia-400 F

 

Am Wegesrand

Im Oktober letzten Jahres wanderte ich durch die Wimbachklamm im Nationalpark Berchtesgaden und weiter zum Wimbachschloß, und den interessanten Felsgebieten dort oben.

Kurz vor dem Schloß kam ich durch einen ziemlich dunklen Wald, und was mich dort faszinierte, waren die Plätze auf denen das herabfallende Herbstlaub so landete.

Zwischen Steinen, auf Pilzen, auf Tannenzweigen... Ein Blatt hatte sich besonders apart festgeklemmt - praktisch hatte es sich nur an einer Stelle 'festgeklammert', an einem dünnen Zweig und konnte nicht herabfallen, weil es oben mit dem Stil gegen einen dünnen Ast lehnte.

Das war sicher so selten wie 6 im Lotto mit Zusatzzahl, und wahrscheinlich nur eines von 10.000 Blättern würde sich so verankern und nicht zu Boden fallen.

Diese seltene Begebenheit wollte ich gerne festhalten, was nicht so ganz einfach war und einige handwerkliche Probleme verursachte.

Erstens wollte ich mit offener Blende fotografieren, damit das Blatt frei und plastisch vor einem völlig unscharfen Hintergrund stand. Die Schärfe mußte also sehr genau gelegt werden.

Zweitens war es hier im Wald dunkel und auch etwas windig. Handlichtmesser und Graukarte zeigten Blende 4.o und 1/2 Sekunde beim 100 ISO-Film.

Daher nahm ich einen Fujichrome Provia 400-F, um wenigstens auf 1/8 Sekunde zu kommen. Trotzdem waren nachher von 30 Dias nur 5 scharf und nicht durch die leichte Bewegung des Astes im Wind verrissen.

400 ISO-Filme sind bekannt für ihre blassen Farben, daher nahm ich zum Ausgleich ein 81-A Filter, um das Gelb im Blatt etwas wärmer wiederzugeben, und an die natürliche Färbung heranzuführen.

Zusätzlich setzte ich noch einen Aufhellblitz ein mit 1 Blende Unterbelichtung (des Blitzes, nicht der Kamerabelichtung), um das Motiv nicht ganz so traurig wirken zu lassen.

Nun könnte man natürlich auch ein Blatt nehmen und es einfach an einem windstillen und hellen Ort selber zwischen die Äste stecken, was aber ziemlich witzlos wäre, weil dies ja letztlich nur beweisen würde, dass wir Menschen aus der Familie der Menschenaffen die cleverste Art sind, weil sicher Gorillas und Orang-Utans das nicht schaffen würden. Bei Schimpansen bin ich mir dagegen nicht so sicher, ob die uns nicht doch schon so nahe auf den Fersen sind, um dies nicht auch zu schaffen.

Was dieses Bild eigentlich nur interessant macht, ist die dokumentierte Tatsache, was für Zufälle es in der Natur doch gibt. Diese Situation vom Fotografen nachgestellt hätte eigentlich kaum einen  Wert, sondern würde nur beweisen, was für clevere Jungs wir doch sind. Auch ein Grund mit, seine Bilder einwandfrei zu deklarieren (siehe 'Die Freude am Echten' im Werkstattbuch). Denn wenn der Betrachter nicht weiß, wie er ein Bild einzuordnen hat, wertet man die eigene Arbeit  drastisch ab und macht sie zweifelhaft, und das ist doch schade.

 

Text für das Diaetikett:

Herbstblatt  -  Bergahorn
- Autumn leave - Sycamore
NP-Berchtesgaden, Deutschland
Original-Photo & © 2001: FRITZ PÖLKING
Ein Naturdokument - nicht arrangiert oder manipuliert

* * * * *