Canon EOS-1 V, 3.5-4.5/20-35 mm, 
Spiegelvorauslösung, Polfilter, Fujichrome Sensia-100,
Gitzo Carbonstativ G-1348 mit Kirk Kugelkopf BH-2, 

Ein Beitrag zur Chaos-Forschung

Ein Eisberg, der alleine in der Antarktis schwimmt, ist einfach zu fotografieren. Viele Eisberge, die gemeinsam in einer Lagune auf Island schwimmen, sind ein Problem. Wenn man sie einfach so 'abfotografiert' ist das Ergebnis wahrscheinlich kein Foto - mit Licht gestaltet -, sonder sicher eher ein Beitrag zur Chaosforschung.

Einen ganzen Tag lang hatte ich versucht, aus diesem undiszipliniert herumschwimmenden Haufen Eis ein überzeugendes Bild zu gestalten, mit recht wenig Erfolg.

Kurz vor Feierabend (unsere Naturfotografengewerkschaft achtet streng darauf, das wir die ausgehandelten Arbeitszeiten nicht überschreiten) entdeckte ich nun zum Glück noch diesen Stein an einer versteckten Ecke des Sees.

Er war an sich schon ein fantastisches Motiv, weil er so schön zeigte, was Frost und Wasser bewirken können, und selbst der dickste Stein gegen sie langfristig gesehen keine Chance hat.

Die Eisberge waren auf einmal nicht mehr Hauptmotiv, gaben aber einen wundervollen Hintergrund für dieses Beispiel natürlicher Urgewalten ab.

Das Motiv der Eisberge erinnerte mich wieder daran, auf keinen Fall mit der Mehrfeldmessung zu arbeiten, sondern nur mit der mittenbetonten Integralmessung oder der Spotmessung.

Die Mehrfeldmessung - egal ob sie nun Matrixmessung heißt oder anders - ist besser geeignet für jemanden, der mit Farbnegativfilm arbeitet. Wenn man Diafilm benutzt, hat sie einen teuflischen Nachteil: Sie misst nicht nur in verschiedenen Feldern, was der Name ja sagt, sondern korrigiert zusätzlich zum Teil die eingegebene Belichtung selbsttätig, wenn sie vom mittleren Grauwert abweicht; und ich möchte nicht wissen, wie viele Naturfotografen schon mit zu hellen Dias aus der Antarktis oder von den Polarbären aus Churchill zurückgekommen sind, die voller Gottvertrauen die Mehrfeldmessung benutzt, und die üblichen Belichtungskorrekturen für Schnee eingegeben haben.

Machen Sie einmal einen Test: Stellen Sie die Kamera auf's Stativ mit einem mittleren Tele, und befestigen draußen an einer Wand einen Karton im Mittelton: Mittelgrau oder Mittelgrün usw. Nun messen sie ihn an mit der Integralmessung und dann mit der Matrixmessung. Das Messergebnis wird (fast) gleich sein.

Nun befestigen sie dort einen weißen Karton und wiederholen das Spiel: Jetzt auf einmal wird die Matrixmessung ein um 0.7 oder 2.0 Blendenstufen helleres Ergebnis anzeigen gegenüber der Integralmessung. Dies ist das Problem.

Irgendwann, wen das Motiv nicht mehr dem mittleren Grauwert entspricht, sondern heller wird, gibt die Mehrfeldmessung 'Licht zu'. Was ja an sich nicht schlecht ist.

Es gibt nur zwei Probleme: Erstens weiß man nicht genau, ab wann sie die Belichtung verändert, und zweitens weiß man nicht genau, wie viel sie diese verändert. 

Wenn man also bei Schnee und Eismotiven - oder anderen hellen Motiven - die notwendige Korrektur eingibt und die Matrixmessung gibt ihre Korrektur noch dazu, dann kann man sich leicht ausrechnen, das die Dias falsch belichtet werden.

Wenn die Matrixmessung korrekt korrigierte, wäre das ja fantastisch und man brauchte sich um nichts mehr zu kümmern. Dies ist aber leider nicht der Fall.

Ich habe das neulich noch im Cork Screw Swamp Sanctuary in Süd-Florida an einem Silberreiher überprüft: Wenn er in der Bildmitte stand - wo er aus Kompositionsgründen in der Regel nicht hingehört - korrigierte die Mehrfeldmessung korrekt, und der Reiher war perfekt belichtet, ohne das man selber eingreifen musste.

Sobald der Reiher aber aus der Bildmitte nach links oder rechts gesetzt wurde, reagierte die Mehrfeldmessung nicht mehr auf den Reiher und belichtete normal, als wäre er überhaupt nicht da.

Sie korrigiert halt manchmal zu wenig oder zuviel oder richtig; und da man nicht weiß, ab wann sie wie viel korrigiert, sollte man sie am besten überhaupt nicht nehmen, sondern immer mit der Spot- oder mittenbetonten Integralmessung arbeiten, und die notwendigen Korrekturen selber eingeben.

 

Text für das Diaetikett:

Stein & Eisberge
- Stein gespalten durch Wasser und Frost -
Jokulsarlon See, Island
Original-Photo & © 2001: FRITZ PÖLKING
Ein Naturdokument - nicht arrangiert oder manipuliert

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