17. September 2006

Fritz Pölking

Alles dreht sich, alles bewegt sich...

Eine Agfa Isolette 6x6 für 49,- DM war 1950 meine erste Kamera -  mit 14 Jahren. Sie machte 12 Fotos auf Rollfilm.  Es gab keinen Schnellschalthebel und erst recht keinen Winder. Man musste den Film weiterdrehen und dabei auf der Rückseite der Kamera ein kleines rundes Fenster beobachten, das mit einer roten, durchsichtigen Folie abgedeckt war. Da erschien für das erste Bild die Zahl 1 und nachdem das belichtet war, dreht man weiter bis die Zahl 2 auftauchte.

Das erschien mir damals sehr modern und fortschrittlich. Denn in meiner Lehrzeit als Fotograf in Münster, in einem Studio auf dem Alten Steinweg neben der Lambertikirche, fotografierten wir noch die Industrieaufnahmen auf Glasplatten 13x18 cm (keine Planfilme), die in Schalen 50x60 cm bei ganz, ganz dunkelgrünem Licht entwickelt wurden.

Leica IIIf  (ca. 1953)
mit Spiegelkasten und Telyt 4.5/200 mm

Grosser Brachvogel in der Hüttruper Heide bei Greven in Westfalen (1955).
Leica IIIf, Telyt 4.5/200 mm mit Spiegelkasten, Agfa Isopan-100, Tarnzelt.


Diese Agfa Isolette wurde so bald wie möglich abgelöst durch eine Leica IIIf mit dem Telyt 4.5/200 mm und einem Spiegelkasten für die ersten Schritte auf dem Gebiet der
Tierfotografie. Die Fotos von Hermann Fischer-Warenholz, Eric Hosking  und  Walter Wissenbach hatten mich für dieses Gebiet der Fotografie begeistert.

Mit der Edixa und dem Noflexar 5.6/400 mm 1964
auf Fair Isle, einer kleinen Insel, genau zwischen
den Orkneys und den
Shetlands gelegen. 

Ende der 50er Jahre  brachte dann Novoflex eine sensationelle Linie an Teleobjektiven auf den Markt, die damals revolutionär waren. Bis dahin musste man  am Tubus drehen, um scharf zu stellen. Was langsam war und im Winter mühselig. Die Novoflex-Objektive hatten dagegen einen sogenannten Schnellschußgriff, den man nur zusammendrücken mußte um scharf einzustellen. Das ging blitzschnell und leicht.

Dazu kam noch die geniale Idee, die Scharfeinstellung vom Objektiv zu lösen. Man brauchte nur einen Griff und dazu Objektivköpfe. Davon gab es einen 4.5/240 mm, 5.6/300 mm, 5.6/400 mm und 9.0/640 mm, der später geändert wurde in 8.0/600 mm. Dieses System war ein genialer Wurf. 

Leider passten diese Objektive  nicht an den Spiegelkasten für die Leica-Sucherkameras (eine Spiegelreflex von Leica gab es damals noch nicht) und daher musste ich umsteigen von Leica auf Edixa, wenn ich das zu der Zeit beste Objektiv für die Wildfotografie - das 5.6/400 mm Novoflex mit dem Schnellschußgriff - benutzen wollte. 

Die Edixas waren nicht schlecht, hatten nur den Nachteil, das bei 1/1000 Sek. der Verschluß ungleich schnell ablief. Die Bilder wurden in der rechten Hälfte hell und in der linken dunkel. Wenn man Herrn Wirgin, den Besitzer der Edixa-Werke daraufhin ansprach, er sollte das doch konstruktiv verbessern lassen, bekam man die Anwort: 'Wozu denn, die Leute kaufen die Edixas doch auch so...'.

 

Landende Alpenstrandläufer in den Rieselfeldern der Stadt Münster (1963).
Über 20 Jahre vor Autofokus und auch viele Jahre vor Motorwindern mit 8 Bildern pro Sekunde.
Edixa mit Noflexar 5.6/400 mm, 1/1000 Sek., Bl. 5.6, Ilford Pan-F (18 DIN).

 

Meine Ausrüstung in der Olympus-Zeit:
1 OM mit Schnellaufzug, 1 OM mit Winder, 2.8/35 mm,
4.0/80-200 mm und der Novoflex-Schnellschußgriff,
bei dem ich das Noflexar 5.6/400 mm gegen den besseren 
Objektivkopf 4.5/400 mm Telyt von Leitz ausgetauscht hatte.

Anfang der 70er Jahre kam dann Olympus mit einem tollen neuen Kamera-System, wesentlich besser und solider wie die Edixas. Die OM-1 und OM-2 hatten einen geräuschlos ablaufenden Tuchverschluß (gut für die Wildfotografie), brillant helle Sucherbilder, Spiegelvorauslösung und waren angenehm klein und leicht. Ich behielt mein Novoflexar und wechselte  die Edixas gegen die OM-1 und OM-2 aus. Leider zeigte sich bald, dass Olympus, wie viele andere, von Minolta bis hin zu Pentax, immer nur halbherzige Versuche machten, ein Profisystem aufzubauen. Die angeblichen Profikameras OM-3 und OM-4 waren nur aufgemotzte normale SLR-Kameras.

Da ich  1970-1975 so langsam in das Alter kam, wo man eine Brille braucht, fragte ich bei Olympus an, was man denn für Brillenträger zu tun gedenke. Die Antwort war: 'Für die paar Brillenträger lohnt es sich nicht, bessere Suchersysteme zu bauen, mit denen auch Brillenträger das ganze Sucherbild überblicken können'.

Nikon-Fotograf mit zweiter Sonnenblende

Also beschloß ich, zu Nikon zu wechseln, die bauten nämlich mit der Nikon  F3 HP eine Kamera, die einen extra Sucher für Brillenträger hatte, in dem man mit Brille das ganze Sucherbild fantastisch überblicken konnte. Nikon hatte damals alles, was das Herz begehrt: Spiegelvorauslösung, Objektive mit Innenfokussierung und alle Brennweiten und alle Lichtstärken.

Nikon war bis 1985 die einzige Firma die alles baute, was ein Fotograf eventuell brauchen würde.
 
Nikon war der unbestrittene Marktführer.

Bei 300 mm gab es:  5.6/300 mm, 4.5/300 mm, 2.8/300 mm, 2.0/300 mm.

Bei 400 mm: 5.6/400 mm, 3.5/400 mm, 2.8/400 mm.

Bei 500 mm: 4.0/500 mm.

Bei 600 mm: 5.6/600 mm, 4.0/600 mm.

Sogar bei 800 mm hatte man Auswahl: 8.0/800 mm, 5.6/800 mm.

Keine  andere Fotofirma wusste damals auch nur annähernd so gut wie Nikon 'Was Fotografen wünschen' und war auch bereit das anzubieten. Alle anderen waren unter 'Ferner liefen...'.

Dann kam das Jahr 1985. Das war sozusagen der 11. September für Nikon und davon hat Nikon sich nie wieder erholt.

Minolta brachte mit einem Paukenschlag Autofokus in die Spiegelreflexfotografie ein, und mit einem Schlag waren alle die schönen manuellen Objektive mit Innenfokussierung nur noch Makulatur. 

Minolta startete mit einer Profi-SLR Minolta 9000 AF, einer Minolta 7000 AF und gleich zwei Superprofi-Objektiven mit Autofokus, das 2.8/300 mm und das 4.0/600 mm. Man dachte damals: Jetzt baut Minolta zügig ein ernsthaftes Profisystem auf, aber im Grunde war der Anfang auch schon wieder das Ende bei Minolta. 

Nachher kamen halbherzig noch ein oder zwei Linsen der Profiklasse, eine Amateur-SLR wurde aufgemotzt und sollte eine Profikamera sein (Minolta glaubte, dass die Fotografen schon nicht merken, wenn sie verar.... werden. (Das glauben übrigens viele Fotofirmen). Es funktioniert aber fast nie...

Zwei in sophistischer Eleganz gekleidete Naturfotografen 
auf dem Weg zum Arbeitsplatz.
Anhinga Trail im Everglades Nationalpark, USA, 1985.

Während der Kollege Stan Osolinksi schon mit der Minolta 9000  und den
 modernen AF-Teleobjektiven 2.8/300 und 4.0/600 mm arbeitete, 
hatte ich noch das manuelle Nikkor 5.6/600 mm vor der F3.
1984 noch das Beste vom Besten, 1986 erledigt - Steinzeit...

Aber für Nikon was das ein Supergau. Das erste Nikkor 4.0/600 mm mit AF kam erst zehn (10!) Jahre nach dem 4.0/600er mit AF von Minolta. Einige  Jahre nach Minoltas ersten AF-SLR's kam dann die an sich sehr gute Nikon F4, aber mit dem falschen Autofokus, dann ein 4.0/300 mm mit AF und dann fast ein Jahrzehnt lang überhaupt nichts.

Irgendwann kam dann die F5 (schlechter als die F4, weil man den schweren Motor für die schnelle Bildfolge nicht abnehmen konnte wie bei der F4, sondern integriert hatte und das Sucherbild eine Blende dunkler war). 

Dann kamen zwei Objektive gleichzeitig, die mir den Rest gegeben haben: Ein schönes 4.0/300 mm mit einem schnellen, leisen Autofokus, aber ohne Stabilisator - und ein 4.5-5.6/80-400 mm mit einem Stabilisator, aber dafür ohne schnellen, leisen  Autofokus und ohne Konverter. Laut Nikon-Prospekt sollte man hierfür den TC-14A nehmen.

Der Witz ist: Wenn man an dem 80-400 mm einen Nikon-Konverter oder Nikon-Zwischenring nimmt, arbeitet der Stabilisator nicht mehr, die Mehrfeldmessung nicht mehr, die TTL-Blitzmessung nicht mehr und natürlich der Autofokus auch nicht mehr. 

AF gibt es jetzt seit 1985, und in den über 20 Jahren hat Nikon es nicht geschafft oder für nötig gehalten, seinen Kunden für die ganzen Zahnstangen-AF-Objektive einen Konverter und einen Zwischenring mit AF anzubieten. Nikon sagt immer, sie hätten nicht so viel Geld wie Canon, aber für einen Konverter und einen Zwischenring sollte es doch eigentlich reichen. Kundenfreundlich kann man so etwas auf keinen Fall nennen. 

Damals hatte ich den Eindruck, dass man Nikon endgültig abschreiben kann. Die werden es nie mehr kapieren...

Das alles hatte mir im Jahre 2000 den Rest gegeben und ich wechselte nach Canon, wo man als Nikon-Fotograf Sachen erlebt, die glaubt man gar nicht. 

300 mm, 400 mm, 500 mm, 600 mm  - alle haben Stabilisator, und das 500er etwa ist mit Stabilisator noch 2000.- Euro billiger als das von Nikon. 

Warum muss ich bei Nikon 2.000,- Euro mehr bezahlen um keinen Stabilisator zu bekommen? Es sind jetzt 10 Jahre vorbei, dass Canon ein 500er mit Stabilisator baute, also wird eines von Nikon bald kommen. ( Auf Grund irgendeines geheimen Vertrages muss Nikon bei Neuerungen immer 10 Jahre warten...)

Bei Canon passen alle Zwischenringe und alle Konverter auf alle langen Objektive - unglaublich für jemanden, der von Nikon kommt. Nikon empfiehlt für das 80-400 mm den TC-14A, für das 3.5/400 mm den TC-14B und für das 4.0/500 mm den TC-14E. Wenn man Nikon folgt, muss man drei 1.4x Konverter kaufen und mitnehmen...

Im Dezember 2003 beschloss ich dann, auf digital umzusteigen. Nikon kam überhaupt nicht in Frage. Nikon hatte zwar 2003 ein Superobjektiv für Naturfotografen auf den Markt gebracht, dass 4.0/200-400 mm, aber ohne eine vernünftige Kamera dahinter nützte das nicht viel.

Die Profi-Nikon D1x mit 6 Megapixel kam überhaupt nicht in Frage, weil Canon eine Profi-1Ds  mit 11 MP hatte. 

Und die Amateur-Nikon D100 war gegenüber der Amateur-Canon 10D eine einzige Katastrophe. 

Meine Frau hatte eine: Man konnte drei Bilder machen und dann war Schluß, weil die Daten erst geladen werden mussten. Wenn man Belichtungsreihen machen wollte, etwa  ein Bild richtig, eines unter und eines über, so konnte man das nicht selber einstellen, sondern musste dazu die Kamera nach Düsseldorf schicken.

Wenn man dann wieder Einzelbilder aufnehmen wollte, musste man sie vorher wieder nach Düsseldorf schicken, weil umstellen von Einzelbild auf Belichtungsreihe oder umgekehrt konnte nur die  Werkstatt.

Dann wollte meine Frau den elektrischen Kabelauslöser anschließen, fand aber die Buchse dafür an der Kamera nicht. Eine telefonische Anfrage in Düsseldorf, wo denn die Buchse für den Kabelauslöser  wäre, wurde mit der Antwort beschieden: 'Da müsste sie sich erst mal einen 'Multifunktionshandgriff' (das ist so ein Power-Batteriefach und sieht aus wie 'früher' die Winder) zur D100 kaufen, wenn sie Aufnahmen per MC-30 auslösen wollte. Die Buchse für den Kabelauslöser ist nämlich nicht an der Kamera, sondern an einem extra zu kaufenden und anzuschließenden und mitzuschleppenden 'Handgriff-Winder'...

Wenn Sie jetzt im Herbst 2006 übrigens den Kabelauslöser MC-30 kaufen wollen, sehen Sie extrem alt aus. Der ist seit 11 (elf !!) Monaten nicht lieferbar. Es ist zwar nur ein kleines Teil, aber sehr wichtig. Ich gehe mal davon aus,  dass man an den Abverkaufszahlen so etwa 3-5 Jahre im voraus sehen kann, wann der Bestand zu Ende geht. 

Wenn man nicht einmal die Lieferfähigkeit für so ein kleines, wichtiges Teilchen sichern kann, ist das erstens mehr als peinlich und wirft zweitens ein miserables Licht auf das Nikon-Management in Tokio.

Man stelle sich vor, so etwas würde in der Autoindustrie passieren. Irgendein schlampiger Manager bei Audi würde vergessen, rechtzeitig die Lenkräder für den Audi A4 zu bestellen und 11 Monate lang könnte das Auto deswegen nicht ausgeliefert werden...

Bis 1985 hatte Nikon alles richtig gemacht. Von 1985 bis 2005 hat Nikon praktisch (fast) alles falsch gemacht und Canon nach Anlaufschwierigkeiten alles richtig. Nach Minoltas AF-Paukenschlag war Nikon praktisch 2 Jahrzehnte lang wie gelähmt und Canon nach Anlaufturbulenzen besser und besser.

Zuerst brachte  Canon für das AF-Zeitalter Plastik-Spiegelreflexen, die man mehr oder weniger für schlechte Scherze hielt und - jede Woche kam ein  neues Modell: EOS 100, 200, 300, 400, 500, 600, 650, 700, 750, 800, 1000 usw. usw. 

Das erste 70-200 AF-Zoom von Canon sah aus wie diese Kaleidoskop-Wundergucker, wo man durchschaut und wenn man dreht, rotieren vorne bunte Glasscherben. Es sah aus wie ein Kirmesobjektiv für 16.- DM.

Dann machte Canon aus seinem sehr guten 4.5/500 mm manuellen ein 4.5/500 mm AF.  Der Witz war: damals ging in Canon-Kameras der AF nur bis 5.6 (was er heute bei der 5D immer noch tut), man konnte also das 4.5/500 mm AF nicht mit dem 1.4x AF-Konverter benutzen.

Hart arbeitender Canon-Fotograf

Aber so 1998 startete Canon durch und machte alles richtig: Das 500er bekam die Lichtstärke 4.0, der Autofokus ging nicht mehr nur bis 5.6 sondern bis 8.0 und 11.0.  Alle langen Brennweiten von 300-600 mm bekamen auf einen Schlag  einen Stabilisator und die neue EOS 1V war eine Wucht, mit einem hellen, brillanten Sucherbild, einer modernen Spiegelvorauslösung und einem  Motor für die schnelle Bildfolge, den man abnehmen konnte und dadurch Gewicht sparte, wenn für Wanderungen in den Bergen 3 Bilder pro Sekunde reichten und man nicht die 5-6 des schnellen Motors brauchte. 

Die EOS 1V ist für mich bis heute noch die SLR, mit der ich in 50 Jahren Naturfotografie am liebsten fotografiert haben. Nikon brachte 5-7 Jahre später (schnell für Nikon, aber zu spät für den Markt) eine F6, die auch toll war, aber niemend mehr haben wollte, weil die Zeit für Filme abgelaufen war.

Während Nikon bis 1985 alles richtig machte, Canon mehr oder weniger von 1995 bis 2005, dreht sich jetzt anscheinend das Blatt wieder etwas. Nikon brachte 2003 das 4.0/200-400 mm, 2004/2005 die D2X, eine schöne Pofilkamera und die sehr gute D200 - Made in Thailand  (Japan wird anscheinend so langsam auch zu teuer, um Kameras dort zu bauen....). 

Jetzt hat Nikon plötzlich  für Wildlife-Fotografen wieder ein großartige Ausrüstung anzubieten: Eine D2X oder D200 mit dem 4.0/200-400 mm und einem 1.4x Konverter, also im Halbformat 4.0/300-600 mm, mit 1.4x bis 5.6/840 mm. 

So sah es bisher aus:

 

Wenn man etwa im Tarnansitz  wartete und nicht wusste, ob nur ein Rehbock austritt oder vielleicht vier Rehe gleichzeitig, befestigte man auf einem Brett in der Hütte halt ein 500er und ein 300er nebeneinander.

 

Hier hat der Naturfotograf Tom Brakefield eine andere Lösung gefunden:
Aus dem Wagenfenster arbeitet er mit dem 600er und aus dem Wagendach mit dem 300er.


 

Meine Lösung  in Afrika sah so aus, dass ich ein 300er und ein 600er nebeneinander aufbaute, wann immer es möglich war.

Fischadler am Horst
Nikon F4, manuelles 4.0/200-400 mm Nikkor, Fujichrome.

Wenige wissen, dass Nikon früher schon einmal  ein 4.0/200-400 mm gebaut hat, allerdings ohne AF. 
Aber für Diafilm war die Brennweite zu kurz, um es als alleiniges Tele in der Wildlife-Fotografie einsetzen zu können.

 

Hier meine Ausrüstung für Fischadlerfotos in Florida auf der Insel Captiva., irgendwann so vor 10-20 Jahren:
Das AF-Nikkor 4.0/600 mm für die Flugaufnahmen, und das manuelle 4.0/200-400 mm für die Horstfotos.
Diese Ausrüstung wog locker 10 kg plus zwei Stative mit schweren Kugelköpfen.
Das war schwierig im Handgepäck unterzubringen.

Wenn Sie ganz genau hinschauen, sehen sie im Hintergrund die Ausrüstung eines Kollegen,  der ebenfalls mit zwei verschiedenen Brennweiten gleichzeitig fotografierte. 
Dieser Stress ist jetzt glücklicherweise vorüber 
und 
e i n  200-400 (300-600) mm Objektiv 
ist auch im Handgepäck leichter zu transportieren, 
als ein 200-400 mm plus 4.0/600 mm.
Nach London auch nicht uninteressant.

 

  

 

Oben die Reichweite des 4.0/200-400 mm mit Diafilm: Links in Stellung 200 mm und rechts in 400 mm. Für solche Fotos konnte man auf AF verzichten und ein manuelles Objektiv nehmen.
Darunter eine Flugaufnahme  mit dem 4.0/600 mm AF-Objektiv

 

Hier war ich ganz langsam, ganz mühselig und ganz vorsichtig - auf dem Bauch liegend - im Februar 2006 mit meinem 4.0/500 mm Canon-Objektiv an die kleine Eule herangerobbt, um sie formatfüllend im Hochformat fotografieren zu können.
Dann kam plötzlich eine zweite dazu, und ich musste ganz langsam, ganz mühselig und ganz vorsichtig - auf dem Bauch liegend -  zurückrobben, um beide Kaninchenkäuze zusammen aufnehmen zu können.
In solchen Momenten liebt man Festbrennweiten besonders heiß und innig.

 

2003 konnte mich das 4.0/200-400 mm AF mit Stabilisator von Nikon noch nicht reizen, weil die Kameras dazu fehlten, die dann aber 2005/2006 kamen.  

Da Canon in der Regel schneller ist als Nikon dachte ich, dass bis spätestens zur Photokina 2006 auch von Canon ein sehr gutes Telezoom kommen würde. Drei Jahre sollten doch eigentlich für Canon reichen, um nachzuziehen.. 

Es kam aber nichts.

Von Canon-Deutschland dagegen hörte man stattdessen inoffiziell, dass  ein solches Telezoom auf keinen Fall kommen würde. 

Da ich endgültig entschlossen war, solche Geschichten wie mit den Eulen - oder wie weiter unten mit den Leoparden - in Zukunft nicht mehr zu erleben, kam - nachdem Canon im Monat Juli ankündigte, dass nichts in dieser Hinsicht zur Photokina kommen würde - dieses Objektiv mit einer D200 zusammen im September 2006 in den Fotoschrank.

Naturfotografen müssen rechnen wie alle, und bekommen leider, leider - im Gegensatz zu vielen Berichten in Internetforen - nichts geschenkt, sondern müssen für alles und jedes den vollen Ladenpreis bezahlen.

Kennen Sie in dem Zusammenhang die Geschichte von einem Mann, der immer lieber hinter einem  Taxi herlief statt hinter einem Bus, weil er dann mehr Geld sparte?

Hier eine ähnliche:
Wenn sie statt zwei Gehäuse D2X, zwei Gehäuse D200 kaufen, sparen Sie pro Kamera 3.400,- Euro. Von diesen gesparten 6.800,- Euro kaufen sie das 4.0/200-400 mm Objektiv und haben es so praktisch umsonst...

Damit soll es jetzt entspannter zugehen 
in meiner Wildlife-Fotografie:

 

Hier das 200-400 mm mit der Burzynski-Telestütze 
(
Tel. 033080-40570).
Sie ist gleichzeitig eine Dreipunktabstützung, Tragegriff und herausschiebbarer Halt für den Konverter.
Der Kugelkopf heisst BH-55 PF und ist von ReallyRightStuff.com.
Auf dem Kugelkopf die Graf Schnellwechselbasis 84,
die es mit verliersicherem Rändel nur von Burzynski gibt.


 

An diesem Bild kann man schön erkennen, wie die hintere Abstützung unter den angesetzten Konverter geschoben werden kann.


 

Das von Nikon mitgelieferte Elefantenkondom habe ich ausgetauscht gegen einen kleinen, leichten Schutzdeckel von Burzynski.


Schön für Reisen: 
Die ganze Ausrüstung passt in den normalen Phototrekker.

 

Hier noch ein kleiner Bericht aus dem Jahre 1993 zum Thema

Aus einem Sonderheft der Zeitschrift
Forum für Naturfotografie
, Heft 4, Oktober 1995, 
das ich damals für die GDT schrieb. 
Den kompletten Bericht können sie auch im Bulletin-77 nachlesen.

3 . Dezember I993 in der Masai Mara, Kenia

Zur Hölle mit Nikon und Canon

'Heute morgen so gegen 9.00 Uhr habe ich mal wieder - wie so oft - zwei Superbilder in den Sand gesetzt.

Der Wagen stand, und die Leopardin zog langsam auf den Wagen zu. In etwa 10 m Entfernung war ein fotogener Strauch, und mit dem zusammen wollte ich sie fotografieren. Daher hatte ich die F-4s mit dem Zoom 4.0/100-300 mm vor mir im Wagenfenster im Anschlag.

Sie bleibt aber plötzlich - noch in etwas größerer Entfernung - stehen, und schaut in Richtung Wagen, weil sie dahinter einige Impalas entdeckt hat.

Sie stand ganz ruhig und angespannt, mit riesengroßen, gelben Augen - Ton in Ton mit dem sie umgebenden gelben Gras - und vor einem wundervoll ruhigen Hintergrund.

Also schnell die Kamera mit dem 100-300 mm Objektiv aus dem Wagenfenster heraus, und die schussbereite zweite mit dem 600er davor in den Fensterrahmen hinein.

Natürlich hatte die Leopardin inzwischen den Kopf gedreht, und schaute jetzt interessiert zur linken Seite. Man konnte aber im Sucherbild ahnen, dass es ein perfektes Porträt werden würde, sobald sie wieder mit großen Augen nach vorne sehen würde. Darauf wartete ich jetzt - dass 600er schußbereit.

Plötzlich kam von hinten - anscheinend von der Mutter nicht bemerkt oder beachtet - die jetzt einjährige Tochter der Leopardin auf ganz leisen Sohlen vorsichtig näher, und wollte wohl Körperkontakt mit der Mutter herstellen, den diese aber seit Tagen ablehnte, wohl weil sie bereits neue Junge hatte.

Die Kleine schaffte es bis neben der Mutter. Jetzt hatte ich plötzlich zwei Leopardinnen direkt nebeneinander stehend im Sucherbild.

Dafür war aber die Brennweite zu lang. Also 600er raus und die Kamera mit dem 100-300er Zoom wieder rein in den Fensterrahmen. Genau in dem Moment schien die Mutter zu realisieren, dass die Tochter direkt neben ihr stand. 

Sie fuhr auf die Tochter mit einer solchen Wucht los, dass diese vor Schrecken senkrecht fast einen Meter in die Luft sprang, und für einen Moment - mit allen Vieren in der Luft in Seitenlage - ein ganzes Stück über dem Boden in der Luft zu hängen schien, fast in Kopfhöhe der Mutter.

Zwei Wahnsinnsbilder, beide versäumt, weil unsere Herrschaften von Nikon und Canon zwar mit der F4 und der EOS-l jeder eine Profikamera anbieten, aber keiner ein vernünftiges, lichtstarkes AF-Telezoom. Mit einem 4.0/200-500 mm oder einem 4,5/200-600 mm AF vor der F4s oder der EOS-l hätte ich jetzt ziemlich sicher diese beiden Fotos.

So war mal wieder ein halber Arbeitstag - bei weiterlaufenden Kosten - ohne Ergebnisse in den Sand gesetzt, weil sich anscheinend niemand von der Fotoindustrie bemüßigt fühlt, für Naturfotografen brauchbares Handwerkszeug herzustellen.'

 

17. September 2006

Inzwischen sind wir nun 12 Jahre und einige Monate weiter und einiges hat sich getan in der Zwischenzeit. 

Die Stabilisatoren sind gekommen und der Diafilm ist gegangen.
 
1993 hat niemand auch nur geahnt, dass wir heute Bilder von Deutschland nach Australien als eMail-Anhang verschicken können. 

Das wir statt 36 Bilder 1.000 Bilder auf einem Speicher in der Kamera aufnehmen können.
 
Das wir uns am Abend im Zelt in der Serengeti alle Bilder des Tages anschauen können.
 
Das wir selber leicht, locker und preiswert 30x45 cm Farbfotos ausdrucken können, die 100 Jahre halten und qualitativ viel, viel besser sind als die besten und sehr teuren Abzüge vom Fachlabor von einem Dia.
 
Das wir keine Probleme mehr mit Röntgenstrahlen am Flughafen haben. 

Das wir von den besten Dias keine Duplikate mehr machen müssen und auch keine unersetzlichen Originaldias mehr aus der Hand geben müssen, sondern alles auf CD  oder DVD als Original-Kopie verschicken können... 

Das fotografieren auf CompactFlash-Karten viel mehr Spaß macht als fotografieren auf Diafilm.

Das unsere Bilder auf CompactFlash-Karten technisch und gestalterisch besser werden als auf Diafilm.

Und das alles nur 12 Jahren später...

 

Ein Blick in die gläserne Kugel

Halbformat oder Vollformat?  Was hat mehr Vorteile und weniger Nachteile für die Naturfotografie?

Für eine Vergrößerung 24x36 cm muss  man einen Vollformatdatensatz 10x vergrößern, einen Halbformatdatensatz 15 bis 16x vergrößern und einen Viertelformatdatensatz 20x.

Je stärker man vergrößern muss, je mehr kommen die technischen Schwächen eines Bildes zum Vorschein.

Vorteile: Ein 2.8/300 mm ist im Vollformat ein 2.8/300 mm, im Halbformat ein 2.8/450 mm und im Viertelformat ein 2.8/600 mm.

Was wird sich durchsetzen in der Naturfotografie?  

Etwa 1 Jahr habe ich mit Faktor 1.0x gearbeitet, etwa ein Jahr mit Faktor 1.3x und jetzt probiere ich Faktor 1.5x aus. Ich bin schon gespannt, welches Format mir persönlich am besten gefällt für die Naturfotografie.

Olympus hat eben die E-400 für das Viertelformat vorgestellt mit 375 Gramm Gewicht für das Gehäuse und 10.8 Megapixel.

Das wären 21.6 Megapixel für die Nikon D2X und 43.2 Megapixel für die D1s M2. 

Es gibt also noch jede Menge Luft nach oben für weitere Entwicklungen.

Halbformat wird das, was KB in der Diafotografie war,
Vollformat ersetzt  6x6 cm, und digitales 6x6 ersetzt  9x12 cm 
und 9x12 cm auf Diafilm wird Religion?

 

Umschaltbar wird das Zauberwort in der Naturfotografie der Zukunft sein.

  EOS 1DsMark3  oder Nikon D3X mit 24 Megapixel Vollformat 
und umschaltbar auf 12 Megapixel Halbformat sind locker machbar.
 
Im Vollformat mit 4 Bildern pro Sekunde und 8 im Halbformat.


Sigma soll zur Zeit eine digitale Vollformat-Kamera vorbereiten.

Sony soll eine planen für seine tollen Zeiss-Objektive  
(Was sicher viele Nicht-Naturfotografen interessieren wird)
.

Nikon wird auch eine im Vollformat anbieten, sobald Sony den Vollformatsensor liefert. 
Es würde ja auch wenig Sinn für Nikon machen, 
alle wichtigen Objektive im Vollformat zu bauen, 
aber die Kameras dazu nur im Halbformat.

Alle vier werden über kurz oder lang digitale Vollformatkameras anbieten, 
die man auf Halbformat umschalten kann.

Vielleicht kommt das alles aber auch schon zur PMA im Februar 2007 in den USA? 
Oder einiges...? 
Oder es kommt völlig anders...?

 

Alles dreht sich, alles bewegt sich...

* * *