Fritz Pölking

Was tun sprach Zeus?

Auf meiner letzten Tour durch deutsche Nationalparks (NP Berchtesgaden, NP Bayerischer Wald und NP Sächsische Schweiz) im Oktober 2001 machte ich auch verschiedentlich Tests mit sieben Filmsorten.

Subjektives und etwas verallgemeinerndes Ergebnis:

Die Fuji-Diafilme tendieren zu einer neutralen Farbwiedergabe und zu einem neutralen Kontrastumfang.

Die Kodak Ektachrome Diafilme tendieren zu einer bräunlichen Farbwiedergabe und zu einem steileren (härteren) Kontrast.

Ektachrome-Diafilme zeigen immer mehr Kontrast, als in Wirklichkeit da ist. Das ist gut für Motive ohne oder wenig Kontrast, aber schlecht für Motive mit normalem oder hohem Kontrast.

Ektachrome ist zu empfehlen wenn man wärmere (bräunliche) Farben haben will, aber nicht wenn man wirklichkeitsgetreue Farben bevorzugt, und auf keinen Fall, wenn die Farben Schwarz oder Grau realistisch wiedergegeben werden sollen.

Gemsen, Elefanten, Büffel oder Amselmännchen werden mit Ektachrome plötzlich zu braunen Tieren. 
Also auf keinen Fall in Afrika benutzen.

Witzig: Seit es Velvia-50 gibt, predigen (fast) alle Naturfotografen, dass der Velvia statt der angegebenen 50 ISO nur eine Empfindlichkeit von 40 ISO hat, und belichten ihn auch so. Nur Fuji behauptet steif und fest, der Velvia ist ein 5o ISO-Film.

Die folgende Aufnahmeserie (und einige andere Vergleichsserien) machte ich mit Zeitautomatik und als Belichtungsreihe, also immer Dia 1  o.3 Blenden unterbelichtet, Dia 2 korrekt belichtet und Dia 3  o.3 Blenden überbelichtet.

Während bei sechs Filmen alle vergleichbaren Dias auf den verschiedenen Filmen immer die gleiche Dichte hatten, war beim Velvia-50 das mit 0.3 überbelichtete Dia identisch in der Dichte mit den 0.3 Blenden unterbelichteten Dias der anderen 6 Filme.

Danach zu urteilen muß man den Velvia-50 also nicht wie 40 ISO belichten, sondern mit 32 ISO, wenn man eine normale Dichte, also normal dunkle Dias bekommen will. In der Schärfe ist der Velvia fantastisch.

Zwischen Provia-100 und Sensia-1oo konnte ich keine Unterschiede entdecken, außer das der Sensia-100 eine etwas wärmere Farbbalance hat, und der Provia-100 doppelt so teuer ist.

Meine persönliche, subjektive Empfehlung:

Für alle Motive den Fujichrome Sensia-100.

Wenn man eine etwas wärmere Farbabstimmung bei einzelnen Motiven (oder auch immer) bevorzugt,
sollte man den Sensia-100 mit einem 81-A Filter verwenden.

Wer besondere Schärfe und kräftige Farben liebt: Velvia-50, und Probe-Belichtungsreihen machen, ob einem persönlich die mit 50, 40 oder die mit 32 ISO belichteten Velvia-Dias am besten gefallen.



Provia 400 F
Filmrand: RHP III


Provia 100 F
Filmrand: RDP III


Sensia 100
Filmrand: RA


Velvia 50
Filmrand: RVP


Ektachrome 100 S
Filmrand: E100S


EliteChrome EX 100
Filmrand: EBX

   
Ektachrome 100 VS
Filmrand: E100VS


 

Links: Fujichrome Provia-100, rechts EliteChrome-100 EX.
Hier im direkten Vergleich kann man gut die
unterschiedliche Farbbalance sehen.


 

Ein schönes Beispiel, wie Fujichrome und Ektachrome Diafilme
generell angelegt sind:

Links Fujichrome Sensia-100. Rechts ein 100er Ektachrome .

Die Fuji-Diafilme sind generell weicher, die Ektachrome härter.
Man kann das wundervoll an den Bäumen im Hintergrund erkennen.
Während sie bei Kodak durch die steilere Gradation fast ganz im Schwarzen
verschwinden, sind sie beim weicheren Fuji noch zu erkennen.

Auch die unterschiedliche 'Philosophie' der Farbbalance zwischen
Kodak und Fuji ist deutlich sichtbar.
Während links beim Sensia-100 der graue Stein auch grau wiedergegeben wird,
ist beim Kodak Diafilm aus dem grauen Stein ein brauner geworden.
*
Ich werde übrigens (leider) nicht gesponsert, weder von
Kodak oder Fuji, noch von Nikon oder Canon.
Alle meine Filme, Kameras oder Objektive kaufe ich zu den
ganz normalen Ladenpreisen - die jeder andere Kunde

auch bekommt - bei ISARfoto Bothe in Icking bei München.


Hier noch eine hochinteressante Stellungnahme zum obigen Filmtest:

Hallo Herr Pölking, hallo Herr Keese,

hier nun noch eine Stellungnahme von einem Fotohändler:

lt. FUJI bezieht sich die Empfindlichkeitsangabe 50 ISO für den VELVIA nur

auf eine Entwicklung in der ORIGINAL-FUJI-Chemie. Dieser Prozess wir in D

zb. von den FUJICOLOR-Labors (PHOTEX in Düsseldorf oder HELZEL in Ansbach)

gefahren.

Bei anderen Labors wir ein sog E-6 Prozess gefahren, teilweise ja

bekanntlich als 4- oder sogar 3-Bad Prozess. Das Ergebnis liegt immer in

einer bestimmten Bandbreite von +/- 1/3 Blende. Um einen VELVIA in einem

"normalen" Labor korrekt zu entwickeln, fahren viele kleinere Speziallabors

einen "Push 1/3 Blende"-Prozess.

Außerdem definiert /justiert CANON seine Belichtungsmesser nicht auf Basis

der KODAK Graukarte mit 18% Reflexion, sondern nach einem eigenen

Meßverfahren mit 25% Reflexion, so dass auch hier nochmals 1/3 Blende

Differenz drin stecken kann.

Soweit die Anmerkungen eines Fotohändlers.

Viele Grüße

Ihr

Klaus Bothe

Was Herr Bothe hier schrieb, ist ja sicher für jeden Diafotografen hochinteressant.

Die spezielle Canon-Justierung kann man sicher für diesen Test vernachlässigen, da sie sich ja auf alle Filme gleich auswirkt, bzw. nicht ausgewirkt hat, da ja alle - bis auf Velvia - normal reagiert haben.
Das Labore o.3 Blenden abweichende Dichten produzieren sollte man berücksichtigen bei der Wahl seines Labors. Was vielleicht nicht so bekannt ist ist die Tatsache, das die unterschiedlichen Labore auch unterschiedliche Farbbalancen produzieren.

In den Zeiten vor Sensia/Velvia arbeitete ich gerne mit dem damaligen Fujichrome-100 und dem Fujichrome-50. Der Fujichrome-50 war eigentlich ein wundervoller Film: scharf und weich in den Übergängen, nicht so brutal wie der Nachfolger Velvia.

Der Fujichrome-50 hatte nur einen Nachteil: Er war kalt in der Farbbalance. Wenn man dann gleiche Motive erst mit Fujichrome-100 und dann mit Fujichrome-50 fotografierte, sah man den Unterschied deutlich.

Es gab aber einen Trick: Ich ließ die Fujichrome-100 immer bei Studio-13 am Flughafen Stuttgart entwickeln, und die Fujichrome-50 bei Kodak in Stuttgart im dortigen E-6 Prozess, weil Kodak eine Entwicklung hatte, die wesentlich brauner war als die aller anderen Labors.

Wenn man das machte, hatte man nachher Dias die fantastisch miteinander harmonierten. Nur durfte man auf keinen Fall Fujichrome-100 Diafilme nach Kodak zur Entwicklung schicken. Die kamen dann mit einem grausamen Braunstich zurück, als wären es Ektachrome Panther-Dias. Vielleicht erinnern Sie sich noch an diesen unsäglichen Kodak Diafilm, der vor etwa 10 Jahren mit Donnergetöse auf den Markt gebracht wurde, und den die deutsche Fotopresse hochjubelte als 'die größte Errungenschaft auf dem Gebiet der Diafilme seit der Einführung der E-6 Entwicklung'.

In der Praxis war er so grausam hart und braunstichig, das Kodak ihn klammheimlich zwei Jahre später vom Markt nahm und in der Versenkung verschwinden ließ.

Nach den Angaben von Herrn Bothe ist die Sache ja jetzt ziemlich Klar:

1. Man schickt seine Filme zu einem Labor, das spezielle Chemie (Prozess CR-56) von Fuji benutzt und belichtet wie 50 ISO.

2. Man schickt seine Filme in ein kleines Speziallabor das automatisch eine 0.3 Blenden Pushentwicklung fährt und belichtet wie 50 ISO.

3. Man schickt seine Filme in ein normales Labor mit normaler E-6 Entwicklung und sollte dann durch Testfilme überprüfen, ob dieses Labor eine Velvia-Belichtung wie 32 ISO oder wie 40 ISO verlangt.

Frage: Wenn Fuji weiß, dass sein Velvia-Film nur bei 'Spezialentwicklung' im eigenen 'Saft' 50 ISO hat, aber bei allen Labors die E-6 Entwicklung nehmen (also 99 % aller Labors) nur 32/40 ISO, warum schreibt man dann nicht auf die Packung: 50 ISO bei Fuji-Entwicklung im Prozess CR-56, und 32/40 ISO bei E-6 Entwicklung?

Warum läßt man seine Kunden so 'im Regen stehen'?
Auf der Filmpackung steht: 50 ISO bei CR-56 oder E-6 Entwicklung.

Profis werden sicher ihre Filme und die Entwicklungsprozesse in den Labors testen, bevor sie größere Mengen eines Filmes belichten.
Aber was ist mit den Amateuren, die nur selten einen Velvia nehmen, oder sich mal was Gutes antun wollen und den besonders teuren Velvia kaufen und dann natürlich auch besonders gute Ergebnisse erwarten.

Warum läßt Fuji die so ins offene Messer laufen?

Velvia-Diafilme können also im ungünstigsten Falle 1.3 Blendenstufen unterbelichtet sein ( -0.7 für E-6 Entwicklung, -0.3 für die Canon Messmethode und 0.3 für ein unterentwickelndes Labor).

Mein Rat: Velvia sorgfältig eintesten, und dann immer das gleiche Labor mit dem gleichen E-Prozess nehmen und immer den Fotohändler fragen, ob er auch nicht seit dem letzten Mal das Labor gewechselt hat.

Alles wird gut...

Fritz Pölking

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