Fritz Pölking

Fliegen als Naturfotograf 2002

Für alle Fluggesellschaften und alle Klassen (auch Business und First) gilt als Folge des 11. Septembers 2001 die Beschränkung: Ein Handgepäckstück von nicht mehr als 8 kg Gewicht plus einem Labtop oder eine kleine Damenhandtasche.

Die Maße des Handgepäcks legen die Gesellschaften individuell selber fest, von 15x20x30 cm bis zu einer maximalen Größe von 20x40x55 cm gleich 8x16x21 inch.

Wie sieht es aber in der Praxis aus? Auf einer Rundreise im Januar mit 7 Teilstrecken hatte ich Gelegenheit zu sehen, wie das in der Realität gehandhabt wird.

Münster - Frankfurt 

Viele Passagiere hatten nur ein Handgepäckstück bei sich, aber etwa ein Drittel hatte zusätzlich eine doch etwas größere Handtasche oder eine Tasche mit einem Labtop.

Frankfurt - SaoPaulo

In Frankfurt wird es ernst: Vor dem Laufband am Röntgengerät ist ein Bügel mit geschätzter Höhe von 22 cm angebracht, und da muß jedes Handgepäckstück drunter her passen. Was nicht durch paßt kann nicht kontrolliert werden, und was nicht kontrolliert werden kann, darf natürlich nicht an Bord. Hier ist Schluss mit lustig.

Nach der Röntgenkontrolle mußte die Fototasche geleert und alle Filme und Objektive ausgepackt werden. Dann wurde die leere Fototasche noch einmal durch das Gerät geschickt um Gegenstände erkennen zu können, die vorher vielleicht durch die Objektive und die vielen Lagen Filme verdeckt waren.

Beim einchecken in die Varig-Maschine nach Sao Paulo interessierte sich niemand für das Handgepäck. Nach meiner Schätzung hatten 50 % der vielleicht 200 Passagiere ein Handgepäckstück bei sich, 40 % hatten zwei ( ein normales im Rahmen von 8 kg und 20x40x55 cm und dazu eine mittelgroße Tasche.

Einige wenige hatten dazu noch als drittes Handgepäckstück eine Plastiktüte aus den Flughafengeschäften mit Stangen Zigaretten, Flaschen mit Alkohol usw.

Sao Paulo - Iguazu

In Sao Paulo interessierte sich niemand für Handgepäck, Filme und Fotoausrüstung. Die Sachen liefen durch, begleitet von abwesenden und gelangweilten Blicken des Personals. Man konnte sich am Ende des Bandes einfach alles wieder herunternehmen und gehen. Ein kleiner Unterschied zu Frankfurt.

Auch das Handling des Handgepäcks wurde südamerikanisch. Jetzt kamen sogar Musikinstrumente (Trommeln) an Bord mit einem Durchmesser von mindestens dem doppelten des Erlaubten.

Neulich - lange nach dem 11. September - hat in Miami ein chinesischer Koch sogar unbehelligt sein Lieblingsmesser mit einer 30 cm langen Klinge im Handgepäck an Bord gebracht. Erst in Chicago bei einer weiteren Röntgenkontrolle im Transit hat man das Riesending entdeckt...

Mir ist in Ulanbator (Mongolei) etwas witziges passiert ( allerdings vor dem 11. September): Das Handgepäck wurde geröntgt, aber es war kein Rahmen da, durch den man gehen mußte und der Metall anzeigt. Man wurde überhaupt nicht überprüft. Man konnte also ein langes Messer, 3 Handgranaten und zwei Pistolen am Körper tragen und mit an Bord nehmen. Sie durften nur nicht im Handgepäck sein.

Iguazu - Sao Paulo

In Südamerika scheint man beschlossen zu haben, den 11. September nicht zur Kenntnis zu nehmen. Seit meinem letzten Aufenthalt hier im Frühsommer 2001 hat sich nichts geändert an den Handgepäckkontrollen. Jeder der will nimmt 2-3 Stücke mit ins Flugzeug von teilweise abenteuerlichen Maßen. Das größte war eine Gitarre von 20x50x110 cm. Ein Geschäftsreisender kam unbehelligt mit zwei großen Trollys und einer Riesentasche.

An der Röntgenkontrolle für das Handgepäck sitzt eine Mitarbeiterin, die mit leerem und geistesabwesendem Blick die Röntgenbilder auf dem Bildschirm an sich vorüberziehen läßt. Selbst unsere beiden Fototaschen und die zusätzlichen Filme in den Jacken können sie nicht beeindrucken. Alles zieht unbeachtet an ihr vorbei.

Sao Paulo - Miami

Dieser Flug wurde von UNITED, einer USA-Linie durchgeführt, und da sah es plötzlich ganz anders aus. Die gute Nachricht: Niemand interessiert sich für Größe und Gewicht des Handgepäcks. Es gibt auch keine Schilder oder Kästen, wo das Handgepäck hineinpassen muß. Geschätzt würde ich sagen, daß bis zu einem Drittel des Handgepäcks und der Trollys nicht in die Lufthansakästen hineingepaßt hätten.

Ansonsten wurde es aber so ernst wie bisher auf keiner Strecke. Vier Stunden vor Abflug war die Warteschlange sicher schon 100 m lang und zog sich durch die halbe Halle. Dann mußte man ein Papier von UNITED ausfüllen mit Sicherheitsfragen. Anschließend wurde jeder Passagier persönlich befragt ob er sein Gepäck selber gepackt hat usw. etwa I 0-15 Fragen insgesamt.

Dann wird man vom Schalter zu einem Röntgengerät für Koffer geschickt, wo fünf Leute die vier Koffer und die beiden Fototaschen röntgen und anschliessend den Inhalt aller sechs Gepäckstücke per Hand kontrollieren. Dann erst bekommt man seine Bordkarten. Diese Sicherheitsprozedur dauerte 90 Minuten - plus die Wartezeit in der Schlange vorher.

Danach muß man noch in die Paßkontrolle zur Ausreise und anschliessend noch zur Röntgenkontrolle des Flughafens. Die erste gründliche war quasi von UNITED privat, und die zweite laxe vom Flughafen Sao Paulo. Dort wollte niemand etwas wissen oder sehen.

Wer also mit einer amerikanischen Linie und in die USA fliegt, der sollte spätestens 3-4 Stunden vor Abflug dort sein. Denn wer knapp kommt, eine endlos lange Schlange vor sich hat und durch den kompletten Sicherheitscheck muß, der muß mit etwas Pech vielleicht auf die Maschine am nächsten Tag warten.

Miami - Frankfurt

 LUFTHANSA sieht die ganze Sache anscheinend ziemlich gelassen: Lediglich die Dame hinter dem Schalter fragt ob man seine Koffer selber gepackt hat oder etwas transportiert was dritten gehört. Damit ist schon alles erledigt. Keine Spur der aufwendigen Sachen der US-Linien.

Der Flughafen in Miami dagegen hat einen Zufallsgenerator eingeschaltet, und jeden den es trifft, muß mit seinen Koffern zum XPT-5000 Scanner, wo diese ausgesuchten Gepäckstücke durchgeschickt werden, und der nach allem was man so hört, alle unentwickelten Filme ruinieren kann.

Beim normalen X-ray-Check dann anschließend wir wieder nach dem Zufallsprinzip kontrolliert. Wer Pech hat muß alles Handgepäck auspacken, wird gründlich untersucht, muß anschließend nach dem Röntgengerät und der Metallschleuse noch zu einem speziellen Detektor und darf auch seine Schuhe ausziehen. Wer Glück hat kann einfach durchgehen ohne diese Sonderkontrollen. Daneben steht ein US-Soldat mit Maschinenpistole und sieht aus wie die Leute in der A-Team-Fernsehserie, die dort die *Bösen' spielen müssen.

Frankfurt-Münster

Bei Inlandsflügen sieht man anscheinend keine große Gefahr am Frankfurter Flughafen. Es gab für das Handgepäck lediglich ein kleines Gerät mit kleiner 2 Personenbesatzung, die wollte auch nirgendwo hineinsehen oder das man die Schuhe ausziehen musste.

Verglichen mit den Kontrollen beim Abflug im internationalen Teil war diese Inlandsabfertigung so, als wäre nie etwas gewesen.

Quintessenz Handgepäck

Auf dieser Reise hatte ich als Handgepäck eine mittelgroße Fototasche (20x35x35 cm) mit etwa 100 Filmen darin, plus EOS-1 V, 20-35 mm, 24-85 mm, 70-200 mm und das neue 400 mm.

Dazu in der erlaubten 'Umhängetasche' noch mal 100 Filme und 50 weitere in meiner Jacke.

Auf keiner der sieben Stationen wollte am Schalter irgendeine Bodenstewardess oder ein Mitarbeiter an den Kontrollen die beiden Teile wiegen oder messen. Sie gingen überall problemlos durch.

Es ist ja ein Handgepäckstück erlaubt und dazu eine Handtasche oder ein Computer. Die meisten Reisenden hatten einen Trolly, der größer war als meine Fototasche und fast alle dazu eine Computertasche oder Handtasche.

Wenn man allerdings mit einem großen Fotorucksack kommt, fällt man natürlich sofort auf und wird in problematischen Situationen (überbuchte Maschine, kleiner Jet,  gestresstes Personal) immer als erster 'aussortiert' - ebenso passiert dies auf als besonders unfreundlich bekannten Linien wie LTU, Nordwest oder British Airways. Wer die Wahl hat, sollte diese Linien - mit Fotogepäck - besser meiden.

Siehe auch den Beitrag 'Wer wird denn gleich in die Luft gehen?' im Werkstattbuch-1, der praktisch noch voll gültig ist. Vor allem seinen Fotorucksack in den Koffer zu packen und statt dessen einen Trolly zu nehmen, scheint mir ein guter Ratschlag zu sein, weil man damit überall wie ein 'normaler' Tourist aussieht und kaum beachtet wird.

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