Fritz Pölking

Zeitmanagement in der Naturfotografie

Es gibt einige - grobe - Regeln, an die man sich in der professionellen Naturfotografie ungefähr halten kann. Wie etwa diese, die besagt, daß man pro Dia in einer Agentur etwa DM 2.- Umsatz pro Jahr macht. Also wenn man 1.000 Dias dort hat, etwa 2.000,- DM pro Jahr erzielt, bei 10.000 Dias 20.000,- DM und bei 100.000 Dias eben 200.000,- DM.

Oder die Regel, daß man auf einen Tag Feldarbeit auch einen Tag Büroarbeit rechnen muß. Wenn der Naturfotograf also 6 Monaten im Jahr draußen arbeitet, dann muß er auch 6 Monate im Büro sitzen. Oder eine Top-Bürokraft mit guten Englischkenntnissen einstellen, was aber leider etwas teuer ist, falls er sie nicht heiratet  (Was aber langfristig gesehen vielleicht noch teurer wird....).

Urlaub ist in diesem Planspiel nicht berücksichtigt, aber wozu braucht ein Naturfotograf schon Urlaub?

Ein Beispiel:

Ab Februar 2001 war ich für fünf Wochen in Nordamerika: Eine Woche Yellowstone, eine Woche Death Valley, eine Woche Bosco del Apache, eine Woche Everglades und eine Woche Hochgebirge in Mexiko. Für jede Woche hatte ich 50 Filme angesetzt, also 250 Stück insgesamt.

Wenn man dann zurück kommt, muß man sie entwickeln lassen, fast alle rund 8.500 Dias auf dem Leuchtpult ansehen, 6.ooo davon anschließend wegschmeißen und für den Rest die notwendigen Etiketten beschriften, die Dias rahmen und sortieren, verschicken und den harten Kern archivieren.

Dann darf man die ganze Post von fünf Wochen bearbeiten und alles was sonst noch liegengeblieben ist, neu hinzukommt und - nicht zu vergessen - die nächste Tour soll ja auch vorbereitet werden. Dazu muß man noch Artikel und Bücher schreiben, so daß eine Zeitaufteilung 1:1 ganz schön knapp wird.

Auf der anderen Seite kenne ich keinen Beruf mit einer größeren Zeitverschwendung als den des Naturfotografen.

Etwa die erste Woche dieser Tour:

Zuerst fährt oder fliegt man nach Frankfurt, dort sitzt man 2 Stunden im Gate oder der LH-Lounge und wartet auf den Flug nach Chicago. An Bord erzählt einem dann die Stewardess freudestrahlend, daß die heutige Flugzeit mit 9 Stunden und vierzig Minuten berechnet ist. In Chicago wartet man dann wieder zwei Stunden auf den Flug nach Minneapolis oder Salt Lake City, der dann auch noch zusätzlich 2 Stunden dauert. Dort wartete man wieder eine Stunde auf den Flug nach Jackson Hole oder Bozeman.

Im Yellowstone wird es dann im Winter gegen 17.00 Uhr dunkel, so daß man jeden Abend viel Zeit hat, das amerikanische Fernsehen zu bewundern, wo die Werbung eigentlich nur noch ganz kurz durch Programm unterbrochen wird.

Also auf der einen Seite verschwendet man unglaublich viel Zeit unterwegs, um dann später zu Hause mit Arbeit zugepackt zu werden.

Aus diesem Grunde habe ich alle Arbeiten, die man auch unterwegs erledigen kann, auf die Flugstunden und Hotelabende verlegt.

Das hat den Vorteil, daß man diese unglaublich vielen - sonst vergeudeten - Stunden  sinnvoll nutzen kann, und es ist auch nicht so langweilig, als sich die meistens qualvoll dümmlichen Filme im Flieger oder im Hotel ansehen zu müssen.

Die Lösung heißt 'Psion 5mx pro' oder 'Psion Netbook'. An sich könnte man ja auch mit einem ganz normalen Laptop alle Artikel und Bücher unterwegs schreiben, alle E-mails lesen und beantworten und alle Etiketten erstellen und Notizen machen.

Er hat leider nur zwei Nachteile: ersten wiegt ein normaler Laptop  2.5 bis 3.5 kg, was für uns ja nicht so gut ist, da wir ja schon genügend Gewicht zu schleppen haben, und zweitens hat ein Laptop nur eine Akkulaufzeit von gut 2 Stunden. Er ist also schon leer, bevor der Flieger in Frankfurt überhaupt vom Boden abgehoben hat.

Die kleinen Psion haben folgende Vorteile:

Der Psion 5mx pro wiegt nur 350 Gramm und läuft mit zwei normalen 1.5 Volt AA Batterien etwa 1-2 Monate. Er ist also ideal immer da einzusetzen, wo es keinen - oder nur unsicheren - Strom gibt, also etwa in der Antarktis, der Mongolei oder den Zeltcamps in Afrika.

Das Psion Netbook hat einen Akku für etwa zehn Stunden, wiegt 1.150 Gramm und ist dann ideal, wenn man eine gesicherte Stromversorgung hat (etwa Nordamerika oder Europa). Mit beiden kann man E-mails abrufen und verschicken. In Europa über sein Handy oder das Psion Travelmodem, und überall da, wo das Handy nicht arbeitet, also etwa in Nordamerika oder Afrika, mit dem Psion Travelmodem.

Mit dem Netbook kann man auch zusätzlich im Internet arbeiten.

Vor allem die Möglichkeit, seine E-mails bearbeiten zu können, ist sehr gut. Wenn man in fünf Wochen Abwesenheit etwa 100-200 E-mails bekommt und soll die nach der Rückkehr bearbeiten, so ist das sehr zeitaufwendig und leider sind auch viele dann nicht mehr aktuell.

So kann man von fast jedem Platz der Welt aus täglich Kontakt halten und reagieren, ohne das der E-mail-Partner überhaupt merkt, daß man nicht zuhause ist.

Man muss übrigens mit dem Psion die E-mails nicht abrufen, sondern kann sie kopieren. Sie bleiben dann auf der Mailbox in Deutschland, und man kann sie später zuhause noch einmal auf seinem Heimcomputer abrufen. Man kann also alle auf dem Psion nach getaner Arbeit löschen, und sie sind trotzdem später noch verfügbar.

Ebenso kann man alle Artikel, Manuskripte und Briefe, die man unterwegs auf seinem Psion schreibt, später zu Hause auf den PC überspielen und dann beliebig verändern und bearbeiten.

Wenn man einmal die Stunden zusammenrechnet, die man auf einer Fototour 'verschwendet', so kommt man leicht auf hunderte. Die kann man besser sinnvoll nutzen, in dem man alles Schriftliche - von Artikeln über Bücher zu Etiketten und Notizen sowie E-mails - in den Leerstunden erledigt, und kann dadurch zu Hause später wesentlich entspannter arbeiten, weil viele Dinge schon erledigt sind, die sonst auf einen warten würden.
 
Vielleicht sitzt dann ja sogar ein kleiner Kurzurlaub drin - zu den Luchsen im NP Bayerischer Wald...

Welchen Psion Palmtop sollte man nehmen?
Den 5mx pro wenn es in stromlose Gegenden geht. Er ist schön leicht, hat aber keine eigenen Tasten für Umlaute. Es muß immer (lästig) eine Zusatztaste gedrückt werden. Arbeitet mit zwei 1.5 Volt Batterien 1-2 Monate.
Das Netbook hat ein farbiges Display, hat eigene Tasten für Umlaute und es macht insgesamt mehr Spaß, damit zu arbeiten. Leider schwerer und größer und braucht nach spätestens 10 Stunden eine Steckdose.
Der kleine und leichte und billige Revo von Psion ist für unsere Zwecke nicht so zu empfehlen, da er keine Benutzung von Batterien gestattet, sondern nur mit Akku arbeitet.

Rechts: Der kleine Psion 5mx pro mit 350 Gramm Gewicht und dem Psion Travel Modem um E-mail's abzurufen oder zu verschicken. Man braucht keine feste Verbindung zwischen Modem  und Palmtop, es geht über einen Infrarotkontakt. Man muß lediglich das Travel Modem mit dem Telefonanschluß im Hotelzimmer verbinden. Das klappt in - fast - jedem Hotel auf der ganzen Welt.
Das 'Ei' rechts oben über dem Psion ist das Travelmodem zum Anschluß ans Telefon.

Links: Das größere Psion Netbook mit 1.150 Gramm Gewicht, das außer E-mail's empfangen und senden auch die Internetbenutzung gestattet. Arbeitet mit dem gleichen Travelmodem.

Letzte Meldung (8.8.2001):
PSION stellt die Fertigung ein. Wer also noch einen Palmtop haben
will, der 1- 2 Monate ohne Stromzufuhr arbeitet, der muss sich beeilen.

 

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