Fritz Pölking

Handgepäck am Frankfurter Flughafen 
ab Sommer 2001.

Anmerkung: Dieser Bericht ist vom August 2001. Durch die Ereignisse am 11. September 2001
bedingt, gelten die günstigeren Handgepäckbestimmungen von DELTA usw. zur Zeit nicht mehr.
Die FAA hat im Oktober 2001 neue Richtlinien für alle Luftlinien erlassen:
Es sind jetzt überall (auch in Business- und First Class) nur
noch ein Handgepäckstück erlaubt plus ein Labtop.

Die Regel bei der Lufthansa für Handgepäck lautete bisher: 1 Stück Handgepäck mit den Höchstmaßen 20x40x55 cm bei bis 8 kg Gewicht plus eine kleine Kamera, einen Mantel oder Regenschirm.

Allzu ernst wurde das allerdings fast nie genommen.

Die Situation hat sich jetzt drastisch geändert: Die Maße werden nicht mehr am Schalter beim Einchecken von der Airline kontrolliert, sondern erst später vom Flughafenpersonal, wenn man durch die Röntgenkontrolle geht, also seine Koffer schon aufgegeben hat und nichts mehr umpacken kann und - bei diesem Stand der Dinge - die Zeit auch anfängt knapp zum werden.

Man wird bezüglich des Handgepäckes jetzt dreimal kontrolliert:

1. Wenn man am Schalter der LH eincheckt, steht da ein Rahmen mit der Aufschrift 20x40x55 - 8 kg. Ob sie sich daran halten interessiert niemand, kontrolliert wird man auch nicht, weil ja auch niemand wirklich prüfen kann, wie viel Handgepäck sie haben. Erstens sieht es die Bodenstewardess nicht von ihrem Platz aus, und zweitens können sie es ja irgendwo deponieren und nachher abholen.

2. Kurz vor der Röntgenkontrolle stehen ab jetzt Tische mit freundlichen Menschen dahinter, die jeden beobachten der zur Röntgenkontrolle geht. Wenn ihr Handgepäck groß aussieht, werden sie gebeten es auf den Tisch zu legen und durch den Rahmen zu schieben. Wenn das nicht geht, müssen sie umpacken. Wenn das nicht hilft müssen sie zu großes Handgepäck in ein Schließfach im Flughafen deponieren bis zu ihrer Rückkehr Wochen später, oder sie können zurück zum Schalter gehen und es noch als normales Fluggepäck aufgeben, wenn die Zeit dazu noch reicht.

3. Sollten sie diesen Menschen an den Kontrolltischen doch auf wundersame Weise entgehen, dann hat man für diesen Fall jetzt am Anfang aller Röntgengeräte, da wo sie ihr Handgepäck auf das Gummirollband legen, noch einen - den dritten - Rahmen befestigt, unter dem das Handgepäckstück in Höhe und Breite durchpassen muss. Wenn es nicht durchpasst, kann es nicht kontrolliert werden, und mit unkontrolliertem Handgepäck lässt man sie nicht weiter.

Deutsche Gründlichkeit und Sorgfalt haben also hier ein lückenloses System geschaffen, und wenn Sie in Zukunft wirklich noch fliegen wollen, sollten Sie peinlichst darauf achten, dass ihr Handgepäck die Maße 20 cm hoch und 40 cm breit nicht überschreitet.

Allerdings nützt es Ihnen nichts, dass Sie diese Hürde des Frankfurter Flughafens (20x40x55) überwunden haben, wenn Sie anschließend mit einer Linie fliegen (Cathay Pacific) die nur 5 kg gestattet, oder eine mit den erlaubten  Maßen 15x25x35 cm für Handgepäck (Buzz-Airline -  kein Scherz, die gibt es wirklich).

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Aber es gibt noch weitere Probleme: 

Icelandair verkündet jetzt, dass Handgepäck auf Rädern (Trolleys) nicht mehr erlaubt ist in der Touristenklasse!!!

Lufthansa etwa gestattet in der Holzklasse nur noch ein Handgepäckstück. Wer zwei mitnehmen will, muss Business class buchen, oder eine andere Luftlinie nehmen.

Einige amerikanische Linien gestatten ab Frankfurt 20x40x50 cm und zwei Handgepäckstücke. DELTA gestattet zur Zeit noch 2 Handgepäckstücke mit insgesamt 18 kg. 

Wenn man in die USA fliegt, hat man also die Wahl zwischen LUFTHANSA mit einem Stück zu 8 kg, oder DELTA mit zwei Stücken zu je 9 kg!!! 

UNITED soll auch noch großzügig sein. Allerdings muss man da aufpassen, dass man dann auch wirklich mit einer UNITED-Maschine fliegt. UNITED und LUFTHANSA sind Partner, und oft bucht man einen UNITED-Flug mit einer UNITED Flugnummer, kommt aber dann trotzdem auf eine Lufthansa-Maschine. Bei Partnern findet oft ein Flug unter zwei verschiedenen Flugnummern statt. Wenn also, sagen wir ein Flug LH-659 nach Miami oder Chicago um 14.00 abgeht, und der UNITED Flug Nr. UA-725 nach Miami oder Chicago geht auch um 14.00 ab, dann können Sie sicher sein, dass nur eine Maschine losfliegt. 

Daher sollten Sie  also vorher auch klären, wer das Flugzeug stellt auf dem von Ihnen ausgesuchten Flug.

Ein Naturfotograf, der ab jetzt trotzdem noch fliegen will, sollte sich also sehr, sehr sorgfältig vor dem Flug erkundigen, welche Maße die betreffende Airline gestattet, welches Gewicht und wieviel Stücke Handgepäck. Am besten nicht nur im Reisebüro, sondern das Büro der Airline in Frankfurt direkt selber anrufen. 

Außerdem sollte man sich einen gültigen Gesamtflugplan der Luftlinie geben oder schicken lassen, da sind vorne oder hinten immer die Regularien aufgeführt, und man hat es dann auch schriftlich.

Was ist die beste Strategie?
Filme muss man heute als Handgepäck mitnehmen, da es seit einiger Zeit bekanntlich Scanner gibt, die jeden unbelichteten Film ruinieren können, aber bisher nur zur Kontrolle der aufgegebenen Koffer eingesetzt werden, aber - noch - nicht für das Handgepäck.

Eine Frage die niemand beantworten kann ist: Kann man die Kameraausrüstung aufgeben und nur die Filme als Handgepäck transportieren? Im Prinzip schon, aber überstehen es die Kameras und Objektive?

Äußerlich sicher. Man könnte die Geräte auf einen oder zwei mittlere Hartschalenkoffer verteilen, und die jeweils in einen größeren weichen Koffer verpacken, mit Wäsche drumherum als 'Zwischenpufferzone'.

Empfehlen würde ich das aber nicht. Die Justierungen moderner AF-Kameras und moderner AF-Objektive scheinen mir zu sensibel zu sein, um den oft sehr robusten Umgang mit Koffern durch die Flughafenbetreiber zu überstehen.

Man darf nicht vergessen: Bevor am Flughafen jemand in der Gepäckabfertigung arbeiten darf, muss er erst einen dreiwöchigen Intensiv-Kursus mitmachen wo ihm beigebracht wird, wie man einen Koffer aus drei Meter Höhe auf die Kante fallen lässt, wie man fachgerecht Riemen und Handgriffe abreißt; was man machen muss, damit man in Hartschalenkoffer lange Risse bekommt, und vor allem: was man berücksichtigen muss, damit ein Koffer genau mit der Ecke auf einen anderen Koffer mit voller Wucht aufschlägt, damit dieser aufplatzt. Das alles ist nicht so einfach und muss lange trainiert und geübt werden.

Wer einmal gesehen hat, wie aus einem Jumbo zwanzig Koffer aus großer Höhe einfach auf den Zementboden knallten, der wird nichts Empfindliches für den Rest seines Lebens in einen Koffer packen, den er aufgeben muss.

Es reicht eigentlich schon, wenn man auf manchen Flughäfen am Gepäckband sieht, wie die Koffer aus der Luke auftauchen und dann herunterrutschen und unten gegen den Rahmen des Förderbandes knallen.

Anscheinend haben Flughafenbetreiber mit dieser Art Gepäckförderbänder selber ein etwas schlechtes Gewissen, denn manchmal steht da extra ein Flughafenmitarbeiter, der die Koffer mit der Hand abbremst, bevor sie gegen die Begrenzung knallen. Aber - er steht eben nur manchmal da, und wenn er zufällig mal da ist, verliert er oft die Lust nach den ersten 80 Koffern und verschwindet, damit die noch folgenden 250 Koffer ungehindert ihrem Schicksal schnell entgegenrutschen können.

Wenn das zweimal passiert, braucht man sich um die Justierungen keine Sorgen mehr zu machen. Die sind wahrscheinlich hin.

Denn unsere Geräte sind richtige Sensibelchen. Auf Sanibel-Island fiel einem Freund sein 2.8/400 mm aus nur 50 cm Höhe auf den Sandboden, und anschließend war eine Linse verkantet. Ein 150-600er Telezoom brach auf den Falklandinseln in der Mitte auseinander, weil der Kollege es mit einem Einbeinstativ über der Schulter trug, und diese leichten Schwingungen schon zu viel waren für das Objektiv.

Wenn Sie mit AF scharf stellen, und der Autofokus 'packt' und das dann aufleuchtende grüne Licht signalisiert 'optimale Schärfe eingestellt', Sie aber sehen, dass die Hauptschärfe genau 10 cm hinter dem Motiv liegt, dann dürfte das AF-System auch einen Stoß bekommen haben, der die Kamera alle Bilder unscharf eingestellt fotografieren lässt, wenn man den Schaden nicht rechtzeitig bemerkt.

Zweimal schon habe ich erlebt, das alle Aufnahmen einer Reise unscharf waren, weil der Spiegel in der Kamera nur einen Millimeter dejustiert war, durch einen leichten Schlag - wie er kommt, wenn etwa der Fotorucksack vom Sitz eines Busses gerutscht ist oder so. Wenn der Spiegel in der Kamera nicht ganz genau im Winkel steht, also statt auf 45 Grad etwa auf 46 Grad, und man stellt dann die Schärfe auf diesem dejustierten Spiegel ein, dann liegt nachher bei den Dias die Schärfe immer einen Meter vor oder hinter dem Motiv, was nicht sehr lustig ist. Daher scheint es mir nicht ratsam zu sein, die Ausrüstung aufzugeben. Was tun?

Die einfachste Lösung ist halt ein Photorucksack, der eindeutig unter den genehmigten Maßen bleibt.

Im Zweifelsfalle ist es sicher ratsam, einige Wochen vor dem Flug (damit man noch Zeit hat zu reagieren) mit dem probegepackten Photorucksack zum nächstgelegenen Regionalflughafen zu fahren, und ihn einmal als Test in die dort aufgestellten Handgepäckkontrollrahmen zu stecken um zu sehen, ob er problemlos hineinpasst.

Bei den heutigen Massentransporten in Großraumfliegern und dem oft ziemlich genervten Personal ist es als Alternativlösung aber auch nicht schlecht, wenn man überhaupt nicht als Fotograf mit Supergepäck auffällt, sondern quasi 'unbemerkt' als normaler Tourist einscheckt..

Handgepäck für Vielflieger
Wer nur einmal im Jahr per Flieger einen Fotourlaub macht,
der mag ja vielleicht dem Kampf mit dem Bodenpersonal noch
eine sportliche Note abgewinnen.

Wer häufig fliegen muss, der spart sich gerne die ständigen Adrealinausstöße
und fliegt lieber unerkannt und unbemerkt.

Mit einer so unkenntlich gemachten großen Fotoausrüstung kommt man
unbehelligt, unbeschwert und ganz entspannt im Hier und Jetzt
durch das  Vielfliegerleben.

Anmerkung vom 31. Januar 2002:
Nach einer Tour 'Frankfurt-Brasilien-USA-Frankfurt' möchte ich sagen,
dass man mit einem Handgepäckstück und einer kleinen Tasche (wie hier oben
abgebildet) auch heute noch überall durchkommen müsste.
Das ist natürlich keine Garantie, und bei LTU, Nordwest und British Airways würde
ich es nicht versuchen, die sind bekannt unfreundlich und unflexibel,
aber ansonsten hätte ich keine Bedenken so ausgerüstet
Flugreisen anzutreten.

Zu diesem Zweck habe ich den inneren (blauen) Einsatz meines Lowepro Photo Trekkers in einen normalen Trolley (18x39x46 cm, mit Griff und Räder 54 cm) gepackt, und darin passt jetzt die (fast) komplette Ausrüstung.

Niemand bemerkt einen, man ist praktisch 'unsichtbar' in einer undefinierbaren Masse von 250-300 Flugtouristen, es gibt keine Beanstandungen und auch die Diebstahlgefahr sinkt drastisch, weil der Trolley so harmlos aussieht. Außerdem ist es viel angenehmer, damit von Halle A nach Halle D zu ziehen, als mit einem Rucksack auf dem Rücken.

Denn erfahrungsgemäß kann man eine Zwischenlandung machen wo immer man auch will, ob in Chicago oder Denver oder Peking oder Frankfurt: der Weiterflug findet immer am anderen Ende des Flughafens statt, von dem Gate aus, das so weit wie eben möglich vom Ankunftsgate entfernt liegt - dafür hat schon Dr. Murphy gesorgt.

Maße:

Der Trolley hat die Außenmaße: 18x39x46.

Mit den Rädern und Griffen zusammen: 18x39x54

Er enthält: EOS-1 V Gehäuse, 3.5-4.5/20-35 mm, 3.5-4.5/24-85 mm, 4.0/70-200 mm, 4.0/500 mm (ohne Sonnenblende und ohne den abschraubbaren Griff), Konverter 1.4x und 2.0x.

Die kleine (Hand)Tasche enthält 160 bis 200 Filme sowie das Zweitgehäuse EOS-3, und hat die Maße 13x20x30 cm.

     

Der Photorucksack für die Arbeit im Zielgebiet ist im Koffer und enthält
 Zwischenringe, Filter, Kugelkopf, den Griff für das 500er und andere Dinge,
die nicht ganz so stoßempfindlich sind.

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Die Maße meiner Lowepro Photo Trekker sind:

Photo Trekker (alt): 21 x 38 x 50 cm

Photo Trekker (neu) für Motorkameras: 26 x 38 x 50 cm.

Photo Trekker AW: 27 x 39 x 52 cm.

Jeweils mit leeren Vordertaschen gemessen.

Der AW wird im Katalog angegeben mit 15 x 30.5 x 48,5 cm. Meiner dagegen hat statt der angegebenen 15 cm Tiefe, eine Tiefe von 27 cm,  trotz leerer Vordertasche.

Wenn man im Katalog lange sucht, findet man unter dem Inhaltsverzeichnis ganz klein angegeben, dass die Größenangaben im  Lowepro-Katalog sich nur auf die Innenabmessungen beziehen, und die Wände der Rucksäcke und die dicke Tragewulst auf der Rückseite mit den dahinter verstauten Trageriemen nicht mit gemessen worden sind.

Die Katalogangaben der Hersteller sind also nicht unbedingt hilfreich, wenn man feststellen will, ob der ins Auge gefasste Rucksack mit ins Flugzeug genommen werden darf. Man sollte vor dem Kauf am besten selber nachmessen.

     

Und so sieht es am Frankfurter Flughafen
aus im August 2001:

Buzz-Airline aus England hält  Handgepäck
in den Maßen 15x35x45 für ausreichend.

     

Icelandair (links), KLM (mitte) und BA (rechts) halten ein
Handgepäckstück für ausreichend.
Wenn Sie unten auf die drei Bilder sehen, entdecken
Sie auch jeweils eine Waage, damit man außer den
Maßen auch gleichzeitig das Gewicht kontrollieren kann.

     

Cathay Pacific (links) meint das 5 kg reichen,
wogegen DELTA (rechts) 2 Stücke Handgepäck mit insgesamt
18 kg  in der Economyklasse genehmigt.

Witzig:
Unter der Überschrift 'Behalten Sie den Überblick' hat die Illustrierte 
STERN selber leicht den Überblick verloren.

Wenn Sie etwa den STERN im August 2001 abonnieren,
bekommen Sie einen Trolley als 'rollendes Handgepäck' gratis
und in den Maßen 56x34x19 cm, so dass Sie ihn eigentlich
überhaupt nicht als rollendes Handgepäck
benutzen dürfen, weil er die Höchstmaße
in der Länge überschreitet.



Aus Heft Nr. 32, vom 2.8.2001.

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