Eine Blumen- oder Zebraspinne

 

Mitte August dieses Jahres fotografierten Willi Rolfes und ich am Rande eines Moores diese Wespenspinne in ihrem Netz. Entgegen vieler anderer Spinnenarten, die versteckt am Rande ihres Netzes warten bis sich Beute darin fängt, sitzt die Wespenspinne den lieben langen Tag genau in der Mitte des Netzes und wartet - weithin sichtbar - auf Beute. Daher kamen wir auch zu dem Schluß, daß auffällig verdickte, zickzackförmige Muster unterhalb der Spinne im Netz aus verdickten Fäden, diene einer Art Mimikry, und sollte als ein immitierter Stiel mit der Wespenfärbung- und den Zebrastreifen zusammen eine Art Blume bilden, damit die Spinne nicht von der potentiellen Beute als Raubtier erkannt wird, oder sogar für eine Blume gehalten wird, um durch diesen Irrtum die Beute anzulocken. Die Wissenschaft dagegen glaubt, die verdickten Fäden dienen der Stabilisierung des Netzes. Wem soll man nun eher glauben, zwei erfahrenen Naturfotografen oder irgendwelchen Wissenschaftlern?

Lichtmäßig sah es bei dieser Aufnahme - am Morgen um 7.00 Uhr und kurz vor einem Regenguß - nicht so toll aus, daher lenkte ich das wenige vorhandene Licht mit einem Folienreflektor auf das Tier. Jetzt brauchte ich eine Hand für den Reflektor und eine für den Auslöser, konnte also schwerlich auch noch die - durch das eingelenkte Licht der Folie - sich verändernde Belichtungszeit kontrollieren, daher arbeitete ich mit der Zeitautomatik. Das macht ja heute bei modernen Kameras wie der Canon EOS-1 V oder der Nikon F-100 mehr Spaß als früher, weil man bei denen die Zeit leicht 'shiften' kann, durch die Funktion 'Belichtungskorrektur mit dem Daumenrad'. Früher mußte man ja zu diesem Zweck immer umständlich den Belichtungskorrekturknopf um 1/3 oder 2/3 Blenden verdrehen.

Vor allem ganz früh am Morgen nehme ich gerne die Zeitautomatik, weil sich da ja das Licht besonders rasch ändert und man dann nicht alle paar Minuten nachkorrigieren muß. Dagegen nehme ich M (Manuell) immer, wenn ich mit Aufhellblitz arbeite (vor allen Dingen wenn ich den Blitz hinter das Motiv positioniere, um - mit dem Blitz als Gegenlicht - einen Lichtkranz um das Objekt zu setzen), denn hier würde der Blitz auf die Belichtungszeit bei Zeitautomatik Einfluß nehmen und das Dia dunkler machen als geplant, was er ja bei 'M' nicht kann.

Dann ist es auch bei solchen Aufnahmen noch ratsam, wo das Objektiv mit der Stativschelle auf dem Stativ befestigt wird und nicht die Kamera - die frei im Raum dahinter schwebt - zusätzlich zur Spiegelvorauslösung dieser irgendeinen Halt zu geben. Dies ist ganz einfach, wenn man - statt mit einem einrastenden - mit einem Schnellspannsystem arbeitet, worin man das Objektiv verschieben kann (System Arca Swiss etwa von Burzynski), zur Erzielung eines Schwerpunktes oder als Einstellschlitten. Hier kam man sehr schön - vor allem bei den durch Verreißunschärfen besonders gefährdeten Hochformataufnahmen - die Kamera bis an die Kante der Schnellspannplatte vorschieben und diese so mit der Platte 'verbinden', damit sie den Verreißfaktor Erschütterungen durch den Verschlußablauf nicht in Bewegung umsetzen kann. Denn man sollte jede Maßnahme nutzen und einsetzen, wodurch die Bilder technisch besser werden (Natürlich auch die gestalterischen).

Da ich mit Kabel auslösen mußte, wegen der Verrenkungungen mit der Folie in der rechten Hand, hatte ich das Sucherokular geschlossen. Das sollte man immer tun, wenn man nicht mit M arbeitet, sondern mit einer Belichtungsautomatik, da es sonst paasieren kann, daß von hinten durch das Sucherokular einfallendes Licht - wenn das Okular nicht durch das Auge des Fotografen abgedeckt wird - die Belichtungszeit sehr und unerwünscht beeinflussen kann.

Canon EOS-1 V, 3.5/180 mm, 1.4x Konverter, Aufhellfolie, Bl. 22, ca. 1/4 sek. mit Zeitautomatik +0.7 'geshiftet', Spiegelvorauslösung, Gitzo Carbonstativ G-1349 mit Kirk Kugelkopf BH-2. (Mitte August 2000).

Etikett für den Diarahmen:

Wespenspinne, -Argiope bruennichi-
Wasp or Zebra spider, (August), Golden-
stedter Moor (bei Vechta), Deutschland
Original-Photo & © 2000: FRITZ PÖLKING
Ein Naturdokument - nicht arrangiert oder manipuliert

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Ein dreifaches Naturfotografen-Hoch auf das Internet:

Wenn man für Agenturen oder ausländische Redaktionen einen Namen in irgendeiner Sprache brauchte, dann war das bisher bei bekannten Vogelarten meistens ziemlich einfach, aber bei allen anderen Tieren und Pflanzen trieb es einen oft zur Verzweiflung. Den französischen Namen eines Pilzes oder den spanischen einer Orchidee zu finden war meistens nicht so einfach.

Jetzt habe ich ein System entdeckt, das fantastisch funktioniert: An diesem Morgen zum Beispiel fotografierte ich die Wespenspinne und einen Hauhechelbläuling.

Diese beiden Namen gab ich im Internet in eine deutsche Suchmaschine, und bekam dann jede Menge Hinweise auf Artikel, diese betreffend. Darin kann man dutzendfach die lateinischen Namen der beiden Arten finden.

Jetzt gebe ich diese gefundenen lateinischen Namen in eine mit Fremdsprachen arbeitende Suchmaschine, etwa Alta Vista, und klicke auf englisch, spanisch oder schwedisch, also auf die Sprache, aus der ich die dort üblichen Namen der beiden Arten finden will. Wenn ich etwa Polyommatus icarus (für Hauhechelbläuling) bei Alta Vista eingebe und als Sprache Englisch angebe, dann zeigt das Programm mir an, das Alta Vista mir 1.575 Arbeiten und Artikel über diesen Schmetterling in der betreffenden Sprache anbietet. Und darin ist dann natürlich unzählige Male der gesuchte englische Namen der Art vertreten, hier 'Common Blue'.

So kann man über die Brücke des lateinischen Namens für (fast) jede Tier- und Pflanzenart den Namen für jede wichtige Sprache der Welt schnell und einfach finden. Fantastisch!!! Un außerdem bekommt man auch noch unglaublich viele und weitgehende Informationen über die Art, die man eben fotografiert hat. So hat etwa die Kreisgruppe Braunschweig vom BUND diesen folgenden Text mit Fotos im Netz stehen, neben 39 weiteren deutschsprachigen Texten zur Wespenspinne.

BUND Kreisgruppe Braunschweig: Die Wespenspinne

Wespenspinnen waren ursprünglich im Mittelmeerraum zu Hause. Im Laufe dieses Jahrhunderts wanderten sie über die Alpen in den mittel- und nordeuropäischen Raum ein. Sie besiedeln vorwiegend trockenes wie feuchtes Ödland. Bei Biotopschutz-Einsätzen konnten wir sie jetzt wiederholt auch in der Braunschweiger Region finden. Dieses Foto entstand auf der Sandbeekswiese. Das Weibchen der Wespen- oder auch Zebraspinne wird bis 2 cm groß, das Männchen ist dagegen mit etwa 4 mm sehr klein. Es muß sehr vorsichtig sein, um nach der Paarung nicht vom Weibchen gefressen zu werden. Das Weibchen ist auffällig wie eine Wespe gelb oder cremeweiß mit schwarzer Zeichnung. Wespenspinnen gehören zu den Radnetzspinnen. Sie bauen ihre senkrechten Fangnetze in etwa 40 Minuten. Der spiralig angeordnete Fangfaden hält die Beute mit Hilfe von Klebtröpfchen fest. Die Spinne hat Wachshaare an den Füßen; die verhindern, daß sie selbst festklebt.
Auf einem der folgenden Fotos ist ein sehr auffälliges, zickzackförmiges Muster im Netz zu sehen. Hierbei wird vermutet, daß diese verdickten Fäden das Netz stabilisieren sollen. BUND.

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T -Online eMail

Absender: Axel Krieger <axel.krieger@biologie.uni-rostock.de> Datum: 09. Sep 2000 14:24

Empfänger: FritzPoelking@t-online.de

Betreff: Wespenspinne u. Wissenschaftler

Guten Tag Herr Pölking,

Ich verfolge Ihre Aktivitäten (Fotos, Artikel, Bücher) nun seit geraumer Zeit und bin -gelinde ausgedrückt -sehr angetan; regelmäßig bin ich Gast auf Ihrer Web-Seite. Diese (kurzweiligen) Publikationen haben mich sehr beeinflußt und dazu geführt mich intensiver mit der Fotografie zu beschäftigen (vielen Dank für oft wiederholten Tips und Adressen wie die von R. Burzynski).

Erst jetzt durch das Foto und den Text zur "Blumenspinne" wurde ich aktiviert, Ihnen zu schreiben.

Konkret zu diesem Bild: Als Naturwissenschaftler und Hobbyfotograf muss ich vermitteln. Ihre Vermutung über die Mimikri ist wirklich gut und wird nicht von allen "sog. Wissenschaftlern" gleich verworfen. Auch wenn ich mich mehr mit der Botanik beschäftige, kann ich sagen, dass zu diesem Phänomen noch keine end- bzw. alleingültige Erklärung existiert. Neben ihrer Beobachtung ist ebenfalls denkbar, dass der Zickzackfaden die Silhouette der Spinne auflöst, von ihr ablenkt. Zusammen mit dem Steifenmuster (s. Zebra) könnte das die Spinne aus gewisser Entfernung für ihre Opfer "unsichtbar" machen. Eine Stabilisierung des Netzes bezweifele ich stark, da a) einheimische Radnetzspinnen z. T. noch größere Netze bauen und b) tropische und gleich große, schwere Stachelaraneiden keine solche Verstärkungen benötigen.

Mit freundlichen Grüßen, Axel Krieger

PS: Warum sind Sie von Nikon auf Canon umgestiegen? An dem einen Bild pro Sekunde mehr wird es wohl nicht liegen.

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Sehr geehrter Herr Krieger,

vielen Dank für Ihre freundlichen Worte. Umgestiegen bin ich, weil mir bei der F5 das Sucherbild zu dunkel ist, und die F-100 keine Spiegelvorauslösung hat und auch nicht bekommt.

Wenn die an sich wunderschöne F-100 eine hätte, wäre ich bei Nikon geblieben.

Im Augenblick ist die Situation bei Nikon so, daß es für manche fantastische neue Objektive - wie etwa das 4.5-5.6/70-180 mm Makro-Zoom - keine adäquaten Kameras gibt. Wenn man eine F5 dahinter macht, sieht - zumindest bei mir - jedes traumhafte Motiv plötzlich so traurig aus, daß man es überhaupt nicht mehr fotografieren möchte. Und mit einer F-100 dahinter ist es wieder ideal hell und brillant, aber da gibt es keine Spiegelvorauslösung, die ich persönlich immer benutze, wenn ich Pilze, Schmetterlinge, Libellen, Landschaften und ähnliches fotografiere.

Die letzte Nikon die beides hatte, ein helles Sucherbild und eine Spiegelvorauslösung, war vor etwa 15 Jahren die F4. Heute muß man sich bei Nikon entscheiden, was einem wichtiger ist.

Was mich an die Schöpfung erinnert: Als der Herrgott den Mann schuf, sagte er zu ihm: Du bekommst von mir ein Gehirn und einen Zauberstab. Aber merke dir: Du kannst niemals beides gleichzeitig benutzen.

So ist im Augenblick auch die Situation bei Nikon-SLR-Kameras.

Mit freundlichen Grüßen, Ihr Fritz Pölking

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Noch eine interessante Anmerkung (2. Nachtrag):

Absender: Thomas Seehaus. <thomas@casa-di-lago.de>

Empfänger: "'fritzpoelking@t-online.de'" Datum: 06. Okt 2000 18:45

Anlage: Betreff: Wespenspinne

Sehr geehrter Herr Pölking, erlauben Sie mir eine Anmerkung zu Ihrem schönen Bild einer Wespenspinne. In der Zeitschrift "Biologie in unserer Zeit" war im letzten Jahr eine kurze Notiz zu dem eigenartigen Netzbau abgedruckt, die eine weitere Interpretationsmöglichkeit aufzeigt. Ich habe mir erlaubt, diese Notiz einzuscannen und Ihnen als Mailanhang zur Verfügung zu stellen.

mit freundlichen Grüßen Thomas Seehaus

Warnsignale im Spinnennetz

Ein Spinnennetz ist eine klebrige Sache, die, hat man einmal hin- eingefaßt, nicht mehr so leicht von der Hand zu lösen ist. Dabei wollen die Spinnen den großen Tieren gar nichts "Böses", die doch nur ohne Rücksicht ihre Netze zerstören. Um ihre feinen Fang- gebilde zu schützen, weben einige Spinnen Warnsignale in ihre Netze, die für Vögel und Säugetiere deutlich erkennbar sind, für die potentielle Insektenbeute aber kaum auffallen. Bei diesen Warn- signalen machten sich die Spinnen die verschiedenen Seheigen- schaften der Insekten und Vögel zunutze.

Die Seide der meisten Fangnetze der Spinnen ist fast durchsichtig und auch für uns kaum zu erkennen. Erst bei zusätzlicher Ver- stärkung werden die hauchdünnen und extrem belastbaren Fäden sichtbar. Im Herbst kondensieren Tautropfen an den Seidenfasern, so daß das Netz für uns nun in seiner filigranen Struktur deutlich vor dem Hintergrund aus Blättern, Boden oder Wand in Erscheinung tritt. Ohne solche Tautropfen bleibt es fast unsichtbar, und jeder hat schon einmal aus Versehen in ein solches Spinnennetz gegriffen, dessen Seide fast an der Hand klebenbleibt. Für Vögel und eigentlich alle größeren Tiere ist es lästig und unangenehm, mit diesen Spinnennetzen verklebt zu werden. Für die netzbauenden Spinnen ist ein solcher Zusam- menstoß ebenfalls nur eine Plage, da das Netz zerstört wird, ohne Beute zu bringen.

Viele der Radnetze bauenden Spinnen haben nun ein Warn- signal entwickelt, welches sie in die Netze einweben und das vorbeifliegenden Vögel anzeigt: Achtung Spinnennetz. Insbeson- dere Spinnen der Unterfamilie Argyopinae, die sogenannten Zebraspinnen, haben diese Warnsysteme bis zur Perfektion ent- wickelt. Die meisten Vertreter der Hauptgattung Argyope leben in tropischen Breiten, einige wie Argyope bruennichi sind bis in die Gegend um Berlin häufig auf Wiesen anzutreffen. Diese Spe- zies baut ihr Radnetz mit einem Durchmesser von 30 cm und etwa 30 Speichenfasern zwischen den Grashalmen, um Heu- schrecken, aber auch andere Insekten zu fangen. Die Netze sind schon von weitem als weißleuchtende Gebilde zu erkennen, in denen die Nabe und je eine helle Zickzacklinie nach oben und nach unten aus dem Zentrum läuft. Diese Warnlinien bestehen aus Gespinstbändern und bilden ein Signal als ein mehr oder weniger kompliziertes Muster aus einer speziellen Seide, die die Spinnen nur für diese zusätzlichen Fäden verwenden. Früher wurde angenommen, daß diese Fäden zur Stabilisierung der Netze dienten. Daher hat man die entstehende Struktur als Stabiliment bezeichnet. Die Stabilimentstrukturen werden erst nach Fertigstellung des eigentlichen Netzes eingezogen und sind daher für die Festigkeit nicht mehr von Belang. Die im Gras der Wiese deutlich sichtbaren Seidenfäden bestehen aus einem leuchtenden Material, das unseren Augen glänzend weiß erscheint. Den für UV-Licht empfindlicheren Augen der Vö- gel muß der Faden noch greller erscheinen, da die Warnseide die kurzen Wellenlängen sogar stärker reflektiert als das uns sichtba- re Licht.

Bei der Warnung vor dem Netz dürfen die Spinnen aber nicht den eigentlichen Zweck dieser Webarbeit vergessen, das Fangen von Insekten. Für Insekten muß das Netz so gut wie unsichtbar bleiben, damit sie es nicht bemerken und unbefangen hineinflie- gen. In der Tat erscheinen für Insekten solche Oberflächen, wie das Warngespinst, die sichtbares Licht und UV-Licht reflektieren, als diffus und schwer in Einzelheiten wahrnehmbar. Bienenstu- dien der Verhaltensforscher von Hertz bis zu von Frisch zeigten bereits vor 50 Jahren, daß diese Insekten stark reflektierende Oberflächen nicht unterscheiden können und sich nur schwer darauf trainieren lassen. Bienen und viele andere Insekten, die das Hauptfutter für Spinnnen wie Argyope aurantia sind, verfügen über trichromatische Sehrezeptoren wie wir Menschen. Bei den Bienen sind aber die erfaßten Bereiche der Wellenlängen um etwa 100 nm kürzer, so daß diese Insekten langwelliges UV, Blau und Grün erkennen, während unsere optische Welt durch die für Blau, Grün und Rot empfindlichen Rezeptoren determiniert ist. Für die Insekten erscheint die UV- und weiß-reflektierende Oberfläche der Warnfäden im Spinnennetz als ebenso unspekta- kuläres Einheitsgrau wie der ebenfalls - wenn auch viel schwächer - UV-reflektierende Hintergrund des Bodens und der Blätter. Da Bienen und andere Insekten Helligkeitsunterschiede nicht wie wir auch zur Unterscheidung von Farben nutzen, können sie die Warnseide der Spinnen nicht vor dem Hinter- grund auflösen. Säugetiere wie auch Vögel erkennen nicht zu- letzt durch die erhöhte Empfindlichkeit im Rotbreich diesen Bereich im Spinnennetz als ein leuchtendes Warnsignal. Wie effektiv diese Warnsignale funktionieren, zeigt sich in einer experimentellen Untersuchung, bei der Spinnennetze mit und ohne Warnfäden verglichen wurden. Netze mit Warnung wurden zu 39 Prozent von Vögeln zerstört, solche ohne Warnung aber zu 71 Prozent von durchfliegenden Vögeln mitgerissen. Die Signalwirkung für Vögel wird aber mit einer etwas geringeren Fangrate an Insekten bezahlt, von denen in drei Stunden ohne die Warnfäden etwa drei Beutestücke hängenblieben, während mit den Fäden nur zwei Nahrungsbrocken in das Netz gingen.

Die Signalfäden sind mit ihrer speziellen Struktur also ein fein ausbalancierter Kompromiß zwischen der erwünschten War- nung für die Vögel und der daneben nicht ganz vermeidbaren, unerwünschten Warnung an potentielle Beuteinsekten. Die Spektraleigenschaften der Signalseide haben sich im Laufe der Evolution so angepaßt und optimiert, daß eine möglichst diffe- renzierte Warnung für Vögel, aber kaum für Beuteinsekten gegeben wird.

T. A. Blackledge (1998) Proc. B. Soc. Lon. 5265, 1991-1996. Axel Brennicke, Ulm

(Aus: Biologie in unserer Zeit, 6/1999, S. 372) Biologie in unserer Zeit / 29. Jahrg. 1999 / Nr. 6

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