Zu Beginn eine Fotografenanekdote.
'Treffen
sich drei Naturfotografen, sagen wir mal, im Nationalpark
Bayerischer Wald. Die Luchse sind gerade nicht da, bei den Bären
ist auch nichts los. Zwei der drei - die Männer - zeigen sich
gegenseitig ihre neuen Kameras und vertiefen sich sofort in eine
Fachsimpelei. Fotograf Nummer drei kriecht derweil im Gebüsch
herum und 'ist nach ein paar Minuten außer Sichtweite'. Schaut
sich Bäume und Blätter an, macht ein Bild nach dem anderen und
ist glücklich. Nummer drei, das ist Gisela Pölking.
„Die sehen das einfach
nicht", schmunzelt die Grevener Fotografin Gisela Pölking
über ihre männlichen Kollegen, die lieber Stunden warten, bis
sie ein spektakuläres Tierfoto 'im Kasten' haben, als sich den
vermeintlich unscheinbaren Schönheiten der Natur zu widmen.
Was dem männlichen Blick entgeht,
lässt sich im ersten Buch von- Gisela Pöl king
nachschauen. „Schöpfungsdesign - Natur gesehen mit den Augen
einer Frau" heißt der Erstling, der in diesem Jahr im
Tecklenborg Verlag erschienen ist. Auf 128 Seiten zeigt Gisela
Pölking (die wie ihr Mann Fritz das Fotografenhandwerk von der
Pike auf gelernt hat und den Meisterbrief besitzt), wie
atemberaubend schön die Natur ist.
Ihre Fotos lenken den Blick auf
Details, Ausschnitte, Motive, die manchmal nur ein paar Millimeter
groß sind: Staubblätter einer Blüte, Kaktusdornen, blühender
Klee. Aber auch Landschaften, etwa die des amerikanischen
Südwestens, setzt sie ins Bild. Im Mittelpunkt immer: Strukturen,
Muster, die Natur als großer Gestalter.
Die jeweilige Technik des
Fotografierens ist bei Gisela Pölking kein Selbstzweck; Objektiv,
Blende, Belichtungszeit ordnen sich dem Motiv unter. Gisela
Pölkings Fotografie ist messerscharf - wenn sie
Sandsteinformationen fotografiert. Und samtweich - wenn sie
Blütendetails ablichtet. Auf den Abdruck von technischen Daten
der Bilder hat sie in ihrem Buch bewusst verzichtet, „manchmal
kann ich das auch gar nicht mehr sagen".
Die Welt ist
schön
Ihre Motive findet die Grevenerin
auf der ganzen Welt. Seit die Pölkings das Fotogeschäft an der Münsterstraße
an Annett Grumblat übergeben haben, hat Gisela Pölking Zeit,
ihren Mann Fritz, sicher der bekannteste deutsche Naturfotograf,
bei seinen Fotoreisen zu begleiten. Der Yosemite-Nationalpark in
Kalifornien, Rügen, die Hohen Tauern in Osterreich, hier baut
Gisela Pölking ihr Stativ auf. Und vor der Haustür, an den
Dörenther Klippen oder im Garten. Schließlich lautet ihr Credo:
„Am schönsten ist es überall dort, wo ich fotografieren
kann." Trotzdem gibt es natürlich Lieblingsplätze, wo sich
„Schöpfungsdesign" in Vollkommenheit zeigt. In der Wave
(englisch für: Welle) einer Sandsteinformation im amerikanischen
Südwesten etwa, die tatsächlich wie ein versteinertes Meer
aussieht. „Da komme ich immer noch ins Schwärmen."
Trotz der Strapazen, die man auf
sich nehmen muss, um diesen abgelegenen Ort zu erreichen: Zwei
Stunden durch die Wüste wandern; um das Motiv zu erreichen, zwei
Stunden zurücklaufen zu der Stelle, wo das Auto steht, etliche
Kilo Fotoausrüstung im Rucksack schultern, literweise Wasser
mitschleppen, um die Hitze zu überstehen. Ach ja und, unter
Naturfotografen nicht weiter
erwähnenswert, verdammt früh aufstehen, um die Wave bei bestem
Licht, nämlich bei Sonnenaufgang, zu fotografieren.
Ich will
fotografieren
Zu solchen Bildern
passt das, was ihr Mann Fritz einmal gesagt hat: „Einer muss es
ja machen." Auch Gisela Pölking formuliert einen treffenden
Satz über den Drang, die Schönheit der Welt festzuhalten: „Ich
will fotografieren."
Zum Schluss noch eine
Anekdote, denn Gisela Pölking macht nicht nur schöne Fotos, sie
kann auch höchst unterhaltsam über ihre Leidenschaft erzählen.
Da war sie also im
Antelope Canyon in Arizona, der bekannt ist für seine
einzigartigen Erosionsformen. Um sie herum Fotografen, die eine
Übersicht des Canyons nach der anderen schießen. Gisela Pölking
macht auch diese Fotos - guckt dann aber lieber auf den Boden und
an die Wände. Sieht Strukturen, Muster, Naturdesign - und
fotografiert. Sie lacht: „Die Leute haben mich für irre
gehalten." • Ulrich Gunka
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Greven • Makrofotografie - das
bedeutet, vereinfacht gesagt, kleine Dinge groß ins Bild setzen - ist
das Spezialgebiet von Gisela Pölking. Regentropfen auf einem Blatt,
Löwenzahnsamen, die sich an der Pflanze festklammern: Die Schönheit
des Schöpfungdesigns offenbart sich in kleinen Dingen. Um sie zu
entdecken, muss man die Gabe des Sehens besitzen - oder sie bei Gisela
Pölking lernen. Die Fotografin gibt regelmäßig Kurse, in denen sie
die Kunst der Makrofotografie unterrichtet, - ein auch
technisch anspruchsvolles Gebiet der Fotografie.
Dabei stellt sie immer
wieder fest: Es dauert ein bisschen, bis die Teilnehmer die Faszination
der Nähe entdecken. Bis der Kopf frei ist für diese neuen Bilder, „brauchen
wir immer einen Tag". Auch Gisela Pölking kommt ohne fotografische
Aufwärmphase nicht aus: „Ich muss mich erst einsehen und die
Phantasie spielen lassen:" Ihre Workshop-Teilnehmer ermuntert sie
zum genauen Hinsehen. „Schaut euch die Baumrinde
an. Was passiert da?" Diese Art der Fotografie bedeutet: Weg vom
schnellen Knispen, hin zum langsamen, bewussten Fotografieren: Wenn
dabei nur ein wirklich gutes Foto am Tag zustande kommt, dann reicht
das. ,;Es kommt nicht auf die Masse der Bilder an."
• ugk

Gisela Pölking
Schöpfungsdesign
Natur
gesehen mit den Augen einer Frau
128 Seiten,195 Abbildungen
Gebunden 28 x 24 cm
ISBN: 3-934427-93-6, 28,50 Euro
Tecklenborg Verlag
Aus dem Internet:

Hallo,
ich möchte vor Weihnachten noch einen Buchtipp loswerden. Gisela
Pölking hat ein wundervolles Buch mit dem Titel
"Schöpfungsdesign" veröffentlicht. Untertitel:
"Oberflächen der Natur, gesehen mit den Augen einer
Frau".
Für mich ist Gisela Pölking, die
ich vor ein paar Jahren nach einem ihrer Diavorträge kennenlernte, eine
enorme Inspirationsquelle gewesen und sie ist es auch heute noch. Ihre
Art die Dinge so einfach zu sehen, ist wunderbar und beeindruckt mich
immer wieder.
Mit ihrem Buch, das beim
Tecklenborg Verlag verlegt wurde, zeigt sie wie vielseitig, farbenfroh
und einfach Naturfotografie sein kann. Die immer wieder neuen
Sichtweisen und Ideen der Frau Pölking geben so manchem gestandenen
Naturfotografen eine Lehrstunde der Extraklasse! Ch.
www.fotocommunity.de

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