5. Dezember 2006

Fritz Pölking

Naturfotografie

Naturfotografie kann Fotojournalismus sein,
Kunst, Kamerajagd, Wissenschaft
oder Manipulation.

Das Leben in der Natur ist Gegenwart, und daher wie kaum etwas anderes geeignet, um mit dem Medium Fotografie festgehalten zu werden.

Der Naturfotograf mit der Kamera ist in der Lage dies schnell, korrekt, nuanciert und gestaltend zu tun.

Wir brauchen echte, unmanipulierte Aufnahmen, um uns ein zutreffendes Bild vom Leben in der Wirklichkeit machen zu können.

Nur echte Naturaufnahmen zeigen uns, welch ein grandioses Spektakel das Leben ist - und nur echte Naturaufnahmen zeigen uns die ganze Faszination des Augenblickes in der Natur.

Ein echtes Naturfoto kann nicht (PC)manipuliert sein, sondern nur das Ergebnis einer Suche mit der Kamera nach der Wirklichkeit in einem bestimmten Augenblick.


 

 

Leopardin mit ihrer Tocher (3 Monate alt)
Masai Mara, Kenia

Viele Jahre folgte ich in Kenia einer Leopardenmutter mit meiner Kamera. Dabei konnte ich alle ihre Kinder fotografieren, die sie im Laufe der Jahre bekam. 

Mein Lieblingsbild unter den vielen, die mir von dieser Familie gelangen, ist ohne Zweifel dieses Foto, wo die erste Tochter - die wir Beauty tauften - der Mutter ins Gesicht springt.

Was hier zwischen Mutter und Tochter vor sich geht, kann nur die Kamera erfassen, und nur die Naturfotografie kann uns solche vollkommenen Momente des Lebens schenken und sichtbar machen. 

Kein Blick und kein Gedanke kann dies erfassen. Nur die Kamera ist schnell genug.

Jeder der selber Katzen hat und sich mit ihrem Verhalten auskennt, wird dieses Bild mit großem Vergnügen betrachten. Denn die Tochter greift keineswegs die Mutter an. 

Sie attackiert zwar deutlich sichtbar mit offenem Maul, mit drohenden Reißzähnen und gewaltig gesträubten Schnurrhaaren, aber gleichzeitig hat sie die Ohren auf höchste Demutsstellung gedreht, und erklärt dadurch den Angriff zu einer Nullnummer.

Die Leopardenmama weiß dies natürlich, was man daran sehen kann, dass sie die Ohren auf freundlich und den Schnurrbart auf behaglich gestellt hat. Und ihr Blick läßt sich deuten mit: Kind - geht es nicht etwas weniger wild?

(Siehe auch 'Bulletin-77' und im Werkstattbuch-2:  'Entdecke die Möglichkeiten').

 

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