9. Oktober 2006

 Fritz Pölking

 Auf dem Weg ins Land Digitalien


Mein erstes Foto mit einer digitalen Kamera:
Carlsbad Cavern Nationalpark, USA.
250 Meter unter der Erdoberfläche.

Canon EOS 60D mit 6.3 Megapixel, 3.5-4.5/28-135 mm,
 JPEG, Bl. 11, 0.3 Sek., ISO-100, Stativ.
August 2002


Seit der Jahrtausendwende lag die digitale Fotografie sozusagen in der Luft'. Aber sie kam so recht nicht in die Gänge. Jeder wusste, dass dies die Zukunft der Fotografie ist, aber außer ausgesprochenen Computerund Photoshop-Freaks wollte niemand so recht auf den Zug nach Digitalien aufspringen. Die Kameras waren nicht so toll und hielten keinen Vergleich aus mit analogen SLR-Kameras, die Peripheriegeräte waren auch nicht berauschend.

Das Hauptproblem aber war: Man wusste nicht so recht, was man mit den Datensätzen anfangen sollte. Redaktionen und Verlage waren nicht begeistert davon, Bildagenturen hatten weiterhin lieber Dias. Die Fotozeitschriften berichteten fleißig, aber irgendwie sprang der Funke nicht über.

Im Sommer 2002 habe ich mir dann endlich meine erste digitale SLR gekauft, die EOS-60 D mit etwa 6 Megapixel. Verglichen mit meiner analogen E05-1 V war das nicht viel mehr als eine Blechdose und konnte mich in keiner Weise begeistern.

Im August 2002 musste ich dann nach Neu-Mexiko, um etwa 250 Meter unter der Erdoberfläche die Höhlen im Carlsbad Cavern Nationalpark zu fotografieren. Da arbeitete ich eine Woche mit Diafilm und hatte die 60 D eigentlich mehr so als Spielzeug mitgenommen. Die Arbeitsbedingungen waren schwierig: Der Kalkstein wurde mit neutralem Licht angestrahlt, leuchtete aber in allen Farben von braun über rot bis grün und blau, je nach Zusammensetzung. Die Höhlen waren schwarz, die Felsen weiß bis gelb, die Belichtung schwierig und es war auch mit viel Fantasie schwer zu sagen, wie die Dias wohl aussehen würden. Eine Diafilm-Entwicklung gab es nicht im Umkreis von 500 km und so war ich froh, dass ich mit der digitalen SLR Probefotos machen konnte, sozusagen digitale Polaroids, um zu sehen, wie die Farben und die Belichtung denn wohl kommen würden.

Da entdeckte ich zum ersten Male in der Praxis, welche ungeheueren Vorteile die digitale Fotografie hatte und haben würde.

Auch im Herbst 2002 in Neu-England im Acadia Nationalpark fotografierte ich weiterhin analog und machte nur so nebenbei einige digitale Bilder. So recht erwärmen konnte ich mich immer noch nicht für diese Art Fotografie, vor allem weil mir auch der gesamte Workflow nicht so recht klar war und der Markt auch immer noch nicht wirklich digitale Datensätze haben wollte. Warum also eine fantastische analoge SLR mit bewährten Diafilmen aufgeben, um mit einer wesentlich schlechteren Kamera digital zu fotografieren?

Im Herbst 2003 machte ich eine Fototour vom Yosemite Nationalpark über Death Valley und die Antelope Canyons bis hin zum Arches Nationalpark. Meine Idee war jetzt, zweigleisig zu fotografieren: alles auf Diafilm mit der EOS-1 V und gleichzeitig als Datensätze mit der neuen EOS-300 D. Die Idee war schlecht. Es machte mir überhaupt keinen Spaß, erst alles mit der Vollformat 1 V mit ihrem fantastischen Sucher aufzunehmen, um dann anschließend die Bilder noch einmal mit der 300 D zu fotografieren. Es lief wieder darauf hinaus, dass ich alles auf Diafilm machte und nur wenige digitale Bilder.

Ende 2003 kam dann die Meldung, dass Canon im April 2004 die erste vernünftige digitale SLR für Naturfotografen bringen wollte, unter dem Namen EOS-1 D Mark2, mit 8.2 Megapixeln, 8,5 Bildern pro Sekunde, einem schönen großen, hellen Sucher und einem soliden Gehäuse.

Daraufhin fasste ich folgenden Entschluss: 2004 wollte ich das ganze Jahr digital fotografieren, auch weil ich eingesehen hatte, dass ich nicht zweigleisig fahren kann, analog und digital, um dann Ende 2004 zu entscheiden, ob ich für den Rest meines Lebens nur noch mit Diafilm arbeite oder nur noch mit Datensätzen.

Wie gesagt, die Testphase sollte 12 Monate währen. Aber schon im April war mir klar, dass ich keinen Diafilm mehr anfassen würde, zum einen weil digital einen Riesenspaß macht und zum anderen weil man abends am Notebook die Ernte des Tages sichten, aus Fehlern sofort lernen und misslungene Fotos oft am nächsten Tag wiederholen kann.

Ich war endgültig angekommen im Lande Digitalien.

   

Death Valley Nationalpark, USA
Zabriski Point.


Canon EOS 300D mit 6.3 Megapixel,
JPEG, 1/20 Sek., Bl. 16, ISO-100, Stativ,
Herbst 2003

Luchs im Gehege im Nationalpark Bayerischer Wald,
leichter Morgennebel

Canon EOS 5D mit 12.8 Megapixel, 5.6/400 mm,
RAW, 1/40 Sek., Bl. 5,6,
SVA, ISO-800, Stativ,
Mai 2006

 

Hainschnirkelschnecke an einer Rotbuche 
im Nationalpark Jasmund
auf der Insel Rügen

Nikon D200 mit 10.2 Megapixel, 4.5-5.6/70-180 mm,
RAW, 6 Sek., Bl. 40,  SVA, ISO-200, Stativ,
Oktober 2006

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