14.4.2006

 Festplatten für die Ewigkeit...

Hallo Herr Poelking,

schon wieder eine Mail von mir, diesmal aber keine Laber-Mail.

Ich habe gerade Ihr neustes Buch über digitale Fotografie in Händen und beim ersten Durchschauen ist mir da etwas aufgefallen, wo Sie über Datensicherheit schreiben.
"Nach 10 - 20 Jahren, wenn die alte Festplatte so langsam den Geist aufgibt..."

Mein Hauptjob ist PC-Service und da stoße ich jede Woche auf kaputte Festplatten. Es ist leider nicht so, daß eine Festplatte "langsam" den Geist aufgibt, es ist plötzlich und völlig unerwartet. Erst letzte Woche ist es auch mir passiert mit ca. 4000 gescannten Bildern (mit fehlerhaften Backup).

Dabei sind die alten Festplatten, die sich als besonders zuverlässig erweisen, aber leider nicht die Speicherkapazität haben.
Wenn man bedenkt, daß heute eine 200 GB Platte ca 80 Euro kostet, vor 10 Jahren eine 120 MB Festplatte aber 400 DM, da fragt man sich doch, woher kommt der Preisverfall? Natürlich ist die Technik fortgeschritten, aber wenn man den "Stand der Technik" vergleicht, sind Computerteile heute etwa 50% billiger als früher. Es kann nur an der Fertigungsqualität liegen. Vor allem IBM hat hier in meiner Statistik den Negativrekord. Etwa 50%-80% der kaputten Platten stammen von IBM. Seagate sind hier erheblich besser, Samsung sahnt ständig "Testsieger" ab, aber seltsamerweise testet niemand heute mehr die Ausdauer der Platten.
Ich war vor etwa 15 Jahren in einer Fertigung von IBM. Ständig wurden die Platten jeder Prokuktionseinheit einer Extremsituation ausgesetzt. Laufender Betrieb und wechselnde Temperaturen von -10 bis +50 Grad. Heute ist diese Testabteilung geschlossen.

Besonders "hinterhältige" Fehler sind "Controllerfehler", da sie bis zum Abruf der Daten unbemerkt beleiben. Der Festplattencontroller liefert Datenpositionen, die völlig falsch sind. Daher hatte ich auf meiner Fehlerplatte den Effekt, daß scheinbar alles OK war, aber die Zuordnung von Dateinamen zu Datenfeld fehlerhaft. Machte ich das Bild eines Massais auf, erschien ein Teil eines Büffels oder die Meldung "Format ungültig". Nach einem Chkdsk hatte ich fast gar keine Bilder mehr.

Bei einem erneuten Backup wurden dann die korrekten Daten mit falschen überschrieben. Und weg war alles.

Was kann man nun dagegen tun?

Sicherer ist es mit einem RAID-System. Hier laufen 2 Platten parallel (also doppelte Kosten), aber man wird sofort aufmerksam gemacht auf Dateninkonsitenz. Datensicherung? Das beste, aber auch teuerste System sind wie schon immer Bandlaufwerke. Ein ordentlicher Streamer mit ca. 100 Gb kostet dummerweise nur ca. 600 Euro.

Das nur so als Anmerkung zu Ihrem Buch, wie Sie es warscheinlich von 1000den Leuten hören, die immer nur rumnörgeln mit "Eigentlich gut, aber ...". Ich hoffe, daß Sie mich nicht als Nörgler sehen. PC ist halt seit 20 Jahren mein Job, so wie Ihrer die Naturfotografie.

Ansonsten finde ich es SEHR gelungen und hat auch mir, der ich dachte, dass ich in Bilderverarbeitung fit bin, gezeigt, dass ich mich sehr intensiv mit Ihrem Buch beschäftigen muß. Gerade die Split-Belichtung, mit der ich mich noch niemals beschäftigt habe, werde ich mir genauer anschauen.

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Mit freundlichen Grüssen

Frank Stober

Auf'm Baumstück 12
51766 Engelskirchen

Tel.: 0160 7219086

F.Stober@web.de

Lesen Sie zum Thema 'Sicherheit und Haltbarkeit' 
die Seiten 44, 45, 79 und 106 -109  im Buch
'Digitale Naturfotografie in der Praxis'.

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